Praktische Tipps zum alleine Reisen

Ich bin “genießende Alleinreisende”

Ich bin quasi immer alleine unterwegs. Ich genieße meine Selbstbestimmung über alles – komme aber natürlich immer wieder in Situationen, die zu zweit einfacher wären.
Meine Erfahrungen aus 10 Jahren Alleinreisen möchte ich Dir hier mitgeben:

Strategien, um mich beim Alleinreisen mit dem Wohnmobil gut zu fühlen

» Ich bin stets extrem unauffällig und freundlich! Entweder stehe ich wirklich ganz abseits und mache mich eben unsichtbar. Oder ich nehme sofort (Blick-)Kontakt mit möglichen Nachbarn auf. So checke ich, ob sie in Ordnung sind, dass sie mich nett finden und deswegen irgendwie „ein Auge“ auf mich haben. Alleinreisende sind so ungewöhnlich, da achten alle gern drauf und ich habe das gute Gefühl ein wenig beschützt zu sein.

» Ist eine sehr abgelegene Stelle meine Wahl, entscheide ich mich gern recht früh für diesen Platz, denn bis zur Nacht fühle ich mich hier dann richtig heimisch, wohlig, geborgen.

» Wenn ich auf freien Plätzen stehen möchte, an denen tagsüber rechter Rummel herrscht (in Städten, bei Tavernen, an Strandbars), parke ich etwas weiter weg, verbringe dort den Tag und fahre dann erst später auf den endgültigen Schlafplatz. Damit möchte ich möglichst wenige Tagesgäste auf mein Alleinsein und den dazugehörigen Bus aufmerksam machen, was mir einfach ein besseres Gefühl gibt, wenn ich schlafen gehe.

» Um mich ganz sicher zu fühlen, parke ich immer (!) „fluchtbereit“ in Fahrtrichtung, mit allem Equipment verstaut und ohne Hindernisse vor dem Auto. So könnte ich, wenn ich mich tatsächlich nachts extrem unwohl oder gar bedroht fühle, einfach aus dem Bett auf den Fahrersitz wechseln und flott das Weite suchen.

» Für ein ganz sicheres Gefühl habe ich mir extra Sicherheitsvorrichtungen für alle meine Türen einfallen lassen, so dass ich so vor schnellem, unauffälligem Einbruch geschützt bin (und zur Not die Zeit zum Wegfahren habe).
In diesem Artikel habe ich mehr zu Sicherheit im Wohnmobil geschrieben.

» Und natürlich lasse ich mich nie auf Gespräche mit (mir unangenehmen) Typen ein, erwähne einen (um die Ecke) wartenden Ehemann, trage in manchen Gegenden sogar einen Fake-Ehering. Ob sie Hintergedanken haben oder nicht: Nur weil ich mir nicht sicher wäre, ob sie mein Alleinsein interessant finden, würde ich die folgende Nacht unentspannt hellhörig bleiben – da habe ich einfach keine Lust drauf!

Lächeln HILFT IMMER

Es ist die häufigste Frage, die ich höre, wenn ich von meinen Alleinreisen erzähle: „Dann kennst Du Dich sicher super mit Autos aus?“ Nein, gar nicht. Oder so gut wie gar nicht, denn natürlich habe ich im Laufe der Zeit aufgrund all meiner alten Fahrzeuge das ein oder andere Verständnis über Autos gewonnen. Durch die vielen Werkstattaufenthalte in denen ich meist sehr genau den Mechanikern über die Schulter geschaut habe, kenne ich die Funktionsweise von Lichtmaschine, Kühler, Verteiler, Radlager, Auspuff. Möglicherweise habe ich schon fast alle Teile eines Autos aus der Nähe betrachtet und verstehe auch die Zusammenhänge ziemlich gut — aber selbst könnte ich kaum etwas reparieren. Leider! Zudem fehlt mir für eine gelingende „Notoperation“ eine große Werkzeugkiste. Aber ich fahre trotzdem alleine, auch ohne meinem Auto helfen zu können, weil ich unfassbares Vertrauen habe. Vertrauen in meine Fähigkeit, Hilfe zu finden. Denn Hilfe kommt. Immer!

Auch wenn du mal ein wenig warten muss, irgendjemand kommt vorbei, du lächelst und dir wird geholfen. Vertraue.

Auch die zweite Frage, „Wie kommst du denn ohne die Landessprache zurecht?“, kann ich mit einem „Lächeln“ beantworten. Denn mit einem offenen, zugewandten Lächeln werden dir die meisten Menschen zuhören; und mit dem üblichen Hand-Fuß-Kauderwelsch ist es meist möglich, das Problem zu kommunizieren. Sollte sich tatsächlich eine unüberwindbare Sprachbarriere auftun oder man möchte etwas ganz genau erklären, nutze ich (in der Hoffnung, dass ich nicht im absoluten Funkloch sitze) die Google Translator App. Sie funktioniert zwar sehr holprig, aber auch wenn die Übersetzung meist nicht exakt das sagt, was man meint, kommt man doch am Ende grundsätzlich auf den Punkt. Und versteht sich — oder hat viel zu lachen.

Lächeln und mit dem Herzen sprechen. In die Augen sehen und berühren. Ich kann mich an kaum eine Situation erinnern, bei der das nicht funktioniert hat.

Seit vielen Jahren bin ich immer wieder allein auf Reisen und bezeichne mich gerne als „Genussvolle Alleinreisende“.
Ich toure mit dem Motorrad oder im Van durch den Osten Europas: vom Balkan bis ins Baltikum, über den Kaukasus und Zentralasien bis nach Tadschikistan. Bewusst fahre ich allein, um in meinem sonst so schnellen Leben das freie, völlig ungebundene Sein in Ruhe zu zelebrieren.

In diesem Buch möchte ich Dir Mut machen und den letzten Anstupser geben, dass Du Dich einfach mal alleine durch die Welt trudeln lassen magst.

Du findest darin inspirierende Gepräche mit anderen Reisenden, ich erzähle DIr meine Erlebnisse unterwegs und gebe Dir alle Tipps, die Du zum Starten brauchst.

Ein Schutzbrief: verlässliche Hilfe in fast allen Lagen

Aber manchmal bin auch ich ungeduldig und möchte sofort Hilfe bekommen, möchte nicht auf den Zufall warten, dass mir ein Fremder hilft. Dann kann ich mich weder mit Lächeln noch mit guter Laune retten, sondern will Kompetenz, die sich Franz’ (und mir) annimmt. Und dann rufe ich meinen Lieblingsverein ADAC an, bei dem ich einen Schutzbrief habe.

Schutzbrief bei Automobil-Clubs

Es gibt mehrere Automobil-Clubs, die deutschland-, europa-, teilweise auch weltweit Hilfe bei einer Panne oder einem Unfall organisieren: ADAC, AvD, BAVC, ACE, ACV. Da neben dem bekanntesten Club, dem ADAC, auch die anderen ein großes Netzwerk unterhalten, sind sie genauso schnell vor Ort. Während der ACE und der AvD eine eigene Flotte an Pannenfahrzeugen betreiben, greifen die anderen Clubs auf die silbernen Fahrzeuge von „Assistance Partner“ zurück. Die kleineren Clubs sind in der Regel günstiger als der ADAC und bieten im Grunde die gleichen Leistungen. Ich persönlich finde es allerdings im Ausland einfach leichter, vom ADAC zu sprechen, den jeder kennt und dessen Kontakt auch Einheimische leicht herausfinden. Ich mag die Zuverlässigkeit und zudem das große Angebot des ADAC an zusätzlichen Leistungen (die man in der Jahresgebühr aber natürlich mitbezahlt) wie die Tour-Sets oder die App zur Inspiration.

Schutzbrief über Kfz-Versicherungen

Viele Kfz-Versicherungen bieten zur Haftpflicht- oder Kaskoversicherung einen (Auslands-)Schutzbrief an. Auch dieser ist in aller Regel günstiger als eine Mitgliedschaft in einem der genannten Automobilclubs — allerdings sind die Leistungen auch nicht so umfangreich und müssen bei Abschluss unbedingt genau geprüft werden. Denn in vielen Fällen umfasst der Schutzbrief hauptsächlich den Transport des defekten Fahrzeugs in die nächste Werkstatt, wobei in den meisten Fällen die Versicherung die Partnerwerkstatt bestimmt — und die muss nicht immer die günstigste oder die am nächsten gelegene sein. In vielen Policen wird beim Abschleppen darüber hinaus eine Selbstbeteiligung fällig, und auch eine Reparatur direkt am Ort der Panne ist nicht in allen Schutzbriefen selbstverständlich enthalten. Einige Versicherungen legen zudem fest, dass eine Inanspruchnahme erst ab einer Entfernung von beispielsweise 50 Kilometern zum Wohnort möglich ist.

Ich bin deshalb sehr froh, dass ich einen Schutzbrief habe, der mich weltweit auf allen Straßen begleitet und bislang noch nie im Stich gelassen hat. Von wem du diese Versicherung kaufst, ist aber letztlich eine ganz persönliche Entscheidung nach deinen Ansprüchen und deinen Schutzbedürfnissen. Wichtig ist nur, dass du stets das gute Gefühl hast, jemanden anrufen zu können, der dich mit viel Ruhe, Geduld und Sachverstand durch schwierigere Situationen lotst und nicht einfach allein lässt.

Kommunikation ist alles

Ja, manchmal fühle ich mich auf meinen Solo-Roadtrips einsam. Fürchterlich verloren. Dann hadere ich mit meiner Idee, immer und immer wieder alleine losziehen zu müssen, motze mich selbst an, warum ich immer die abgelegensten Campingplätze wählen oder, wenn ich ohnehin schon „lost in life“ bin, auch noch abseits aller übernachten müsse. Dann fange ich ein bisschen an zu jammern und mich selbst zu bemitleiden, und meist muss ich dann auch schon über mich und meinen Mimimi-Modus grinsen und kann mich aus diesem tristen Anfall herausarbeiten.

Tatsächlich ist es oft Arbeit, sich klar über die Gründe für dieses Gefühl zu werden. Ist es mein Inneres: schlecht gelaunt, müde, unbeachtet, nicht zufrieden mit dem Tag? Oder das Äußere: ungemütliche Umgebung, triste Wetterstimmung, undurchsichtige Dunkelheit? Ich habe viel darüber nachgedacht, wodurch bei mir Frustschübe ausgelöst werden, und mir zwei Strategien zurechtgelegt. Sie tun mir gut, aus meinem grauen Loch, das sich Einsamkeit nennt, herauszukommen:

Hole dir ein Lächeln von Fremden

Wenn Menschen in Sicht sind, trete ich mit ihnen in Verbindung. Es erfordert bei eigener schlechter Laune zwar echte Überwindung, freundlich zu sein. Aber es geht mir in diesem Moment nicht darum, beste Freunde zu finden oder ein tiefschürfendes Gespräch zu führen, sondern einfach nur um das Gefühl, dass es mich noch gibt. Dass ich wahrgenommen werde. Es reicht, im Café einen kurzen Plausch mit der Bedienung oder einen netten Wortwechsel mit dem Tankwart zu halten, vielleicht einer alten Dame über die Straße zu helfen oder der Straßenverkäuferin deutlich mehr als verlangt zu bezahlen, um ihr damit vielleicht eine Freude zu machen. Es geht darum, eine positive Reaktion abzurufen, ein Lächeln, ein herzliches Wort, einen freundlichen Blick zu erhaschen — und mir mit diesem Verbundensein mein eigenes Herz erwärmen zu lassen.

Nimm Kontakt mit deinen Lieben auf

Meine zweite Strategie ist gleichfalls Kommunikation: Bin ich (wie damals in der Dunkelheit Kaliningrads/ Russland) allein auf weiter Flur, nutze ich die Vorteile unserer Zeit und nehme direkten Kontakt mit bekannten und/oder geliebten Menschen auf: Ich schreibe eifrig alle an. Manche bitte ich sogar direkt um eine schnelle Rückmeldung, weil ich mich so einsam fühle — das wirkt. Ich trete also in Fernverbindung und halte mich an dem goldenen Gedanken fest, dass es Menschen gibt, die vielleicht gerade jetzt an mich denken. Über Tausende Kilometer hinweg spüre ich eine wundervolle Verbundenheit unserer Herzen, tanke auf, was mir an Freundlichkeit geschickt wird, lächle über die Geschichten von daheim … und bin nun wieder genießend allein, statt unglücklich einsam.

Um in Deinem Camper eine gute Kommunikation nach Außen zu haben, gibt es verschiedene Möglichkeiten. In meinem Artikel über Kommunikation im Camper habe ich Dir ein paar Infos zusammengetragen.

Wärme ist Selbstfürsorge und Geborgenheit

Es ist erstaunlich, wie sehr wir in unserem Alltag gewohnt sind, ein warmes Zuhause zu haben oder auf Knopfdruck schaffen zu können. Wie wichtig es ist, ein warmes, gemütliches Nest um sich zu haben, merkt man erst, wenn es einigen Aufwand bedeutet, sich selbst zu wärmen oder warm zu halten – und vor allem, wenn man allein untewegs ist.
Obwohl ich gar nicht schnell friere, hat auf all meinen Roadtrips die Ausstattung mit wärmenden Mitteln oberste Priorität. Ich brauche einfach das Gefühl, stets für innere und äußere Wärme – also Gemütlichkeit = Geborgenheit – sorgen zu können. So habe ich selbst im sehr übersichtlichen Motorradkoffer immer ein Windlicht und ein beheizbares, kleines Sitzkissen dabei.

Diese Dinge passen in fast jeden Stauraum und sind essenziell für gefühlte oder tatsächliche Wärme:

» Kerzen bzw. besser Windlichter für drinnen und draußen
» Kleine (evtl. klappbare) Feuerschale (meinen Favoriten zeige ich Dir im Shop)
» Warm glimmende Lichterkette für innen
» Gemütlich leuchtende Laterne und /oder auch eine Lichterkette für draußen (auch diese habe ich im Shop)
» Kuscheldecken aller Art (ich habe meine Lieblinge im Shop)
» Beheizbares Sitzkissen oder eine wärmende Heizdecke (diese bekommst Du in meinem Shop)
» Wärmflasche (alternativ: warmes Wasser in PET-Flaschen mit Handtuch drumherum)
» Große Tasse (für heissen Kaffee, Tee, Kakao)
» Besonders kuschlige Socken
» Selbstklebende Rücken- oder Nierenwärmer (sogenannte Wärmepflaster aus der Apotheke) oder *Hand-, bzw. Fußwärmer (für in die Handschuhe oder Socken)
» (Angora-)Nierenwärmer
» Lange Unterwäsche (für kalte Nächte)

Sicherheit durch Wissen

Ich bin wirklich viel unterwegs und ich kenne mich bei meinen Fahrzeugen relativ gut aus. Leider nur relativ, denn bei etwas komplizierteren Schäden weiß ich mir definitiv nicht zu helfen. Allerdings vertraue ich ganz auf das Geschick der Werkstätten aller Welt und darauf, dass mich eine nette Begegnung (oder der ADAC) dort hinbringt.

Wie steht es um dein Wissen in Sachen Pannenhilfe?

Ich habe mich weitergebildet und kann dir nur von ganzem Herzen zu einem Kurs in Sachen Kfz-Technik zu Pflege, Wartung und Pannenhilfe deines Van oder Wohnmobils raten. Endlich kenne ich meinen Van viel besser! Ich habe einen Radwechsel direkt an meinem Kasten gemacht (und dabei gelernt, wie ich das Ersatzrad herab lasse, was ich im Stress einer Panne nicht gewusst hätte!). Außerdem weiß ich jetzt, welche Werkzeuge unbedingt ins Auto müssen und wie sie bei (normalen) Pannen helfen können, in welchem Turnus ich mich um den Flüssigkeitshaushalt kümmern müsste, welche Reifen, Kühlmittel, Fette etc. die richtigen sind und, und … Das ist ein richtig gutes Gefühl!

Kfz- und Pannenhilfe Workshop

Kurse bieten verschiedene Werkkstätten an, auch der ADAC. Meinen Kurs habe ich bei den Busbastlern gemacht. Sie bieten dir all ihr Wissen und ihre jahrelangen Erfahrungen in verschiedensten Bereichen.

Die Workshop-Angebote der Busbastler

Hilfreiche Utensilien für Selbst- und Fremdbergung

Jaja, manchmal ist man (ich!) doof und bringt sich vor lauter Übermut oder Selbstüberschätzung in ausgesprochen unangenehme Situationen. Einige davon findest Du in meinem Reiseblog. Trotz besserem Wissen kann es halt einfach passieren… Und glaub mir, ich bin unendlich froh, seit kurzem diese Dinge dabei zu haben (über die ich vorher noch etwas gelästert habe…)
Ich kann Dir nur empfehlen, aufzurüsten und für Dich (oder Deine zufälligen Helfer) besser ausgestattet zu sein:

» Ein gleichwertiger Ersatzreifen und mindestens ein guter Wagenheber (eigentlich besser zwei), der auch auf loserem Untergrund funktioniert.

» Anfahrhilfen, so genannte Bergebretter oder Sandbleche können einem das Leben sehr erleichtern. (Ich habe sie mir mehrfach SO sehr gewünscht. Albanien und Griechenland… Ich sags Dir…!) Es müssen nicht immer die sperrigen, schweren Sandbleche aus Alu oder Stahl sein. Mittlerweile gibt es faltbare und leichte Varianten, die auch perfekt als Unterlegkeil oder zum Unterlegen des Wagenhebers funktionieren.
Meine Favoriten kann ich Dir hier im Shop anbieten

» Ein Reifenreparaturset kann viel Ärger ersparen und nimmt kaum Platz weg.
Habe ich natürlich auch im Shop

» Ein kleiner Kompressor zum Aufpumpen der Reifen — sehr hilfreich und weder teuer noch sonderlich platzraubend.
Findest Du auch im Shop

» Natürlich sollte eine vernünftige Schaufel nicht fehlen.

» Zudem empfiehlt sich ein dynamisches Bergeseil (anstelle des normalen Abschleppseils), in das sich das ziehende Fahrzeug mit etwas Geschwindigkeit hineinfahren kann, da es sich wie ein Bungee-Seil verhält. Die Zugkraft wird durch das Seil abgefedert, die Kraft aber trotzdem voll übertragen. Besonders bei modernen Fahrzeugen sollte darauf geachtet werden, dass das Seil vorne und hinten befestigt werden kann. Dafür gibt es meist Einschraubösen (die allerdings gern über die Jahre verloren gehen).

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