Solo Roadtrip – Allein mit dem Van aus der Schweiz bis in die Türkei

Darf ich vorstellen: Hier schreibt meine “Reisekorrespondentin” Mara

Ich freue mich sehr, dass Mara mit ihrer schönen Schreibe diesen Blog über Solo Roadtrips mit neuen Geschichten befüllt und Dich von der Schweiz über den Balkan und Griechenland bis in die Türkei und noch weiter auf ihr grosses Abenteuer mitnimmt.

Da es zeitlich weitaus aufwändiger ist, Reisegeschichten zu schreiben, als sie zu lesen, kannst du ihre Arbeit honorieren, indem du ihr ganz unkompliziert über den unteren Button eine Spende auf ihr privates Paypal-Konto zukommen lässt.

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So kann sie sich in Ruhe auf’s Schreiben konzentrieren und dich mit ihren Geschichten weiter unterhalten oder sogar dazu motivieren, selbst den Schritt ins Alleinreisen zu tun. Wir danken dir im Voraus dafür, dass du mit deinem Beitrag Ihre Arbeit wertschätzt.

Inhaltsübersicht

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Mara mit ihrem Reisekumpan Tayfun

Ich kann nicht mal genau sagen, wann mich der Reisevirus erwischt hat. Vielleicht habe ich ihn auch von meinem Vater vererbt bekommen. Auf alle Fälle wollte ich schon immer möglichst viel von der Welt sehen und das bloss nicht als Pauschaltouristin. Durch meine Sportarten Windsurfen, Kitesurfen und schliesslich das berittene Bogenschiessen bin ich seit 25 Jahren ständig unterwegs.

Dabei wurden die fahrbaren Untersätze immer grösser: zuerst war es ein klappriger Renault Espace, dann ein Ford Tourneo (VW-Bus-Grösse) und schliesslich baute ich selbst in zwei Jahren einen grossen Ford Transit zum Campervan aus. Meine Wohnung in der Schweiz habe ich inzwischen aufgegeben, weil der Van schon lange mein Zuhause ist.

Es war ein riesiger Kraftakt, aber jetzt kann ich täglich neu entscheiden, wo ich leben möchte und es fühlt sich absolut richtig an. Seitdem ich mich selbständig gemacht habe, online im Van an den schönsten Stränden Europas arbeiten kann und mich auch noch mein türkischer Kater Tayfun begleitet, ist mein Glück perfekt.”

Mehr Infos zu Mara findest Du auf ihren Kanälen:

Als digitale Nomadin bringt sie mit Ihrem Unternehmen”Goodbye Hamsterrad” Menschen in die örtliche und finanzielle Freiheit:

Mit Ihrem Verein und Naturschutzprojekt
“Waste Warriors Worldwide” engagiert sie sich für weniger Müll in der Natur ihrer Reiseländer:


Endlich! Leinen los!!!

Von Luzern in der Schweiz nach San Sebastiano im Piemont (Italien)

Ufff, was war das für ein heftiger letzter Monat!!! Auch wenn mich manch einer dafür beneiden mag, dass ich es endlich geschafft habe, unbegrenzt reisen gehen zu können, sind die Vorbereitungen dafür, lange weg zu sein, langwierig und mühselig. Was natürlich hauptsächlich mit Behörden, Banken und meiner Steuererklärung zu tun hat und damit, dass ich mit Aszendent Jungfrau ja alles ordentlich hinterlassen will. 😉

Viele Dinge, von denen ich in den letzten Wochen unbedingt noch erzählen wollte, wie meine Arbeit im Atelier für Frauen, sind stressbedingt erst mal unter den Tisch gefallen – aber keine Angst, ich „grümschele“ sie in den nächsten Tagen sicherlich nochmal hervor.

Jedenfalls bin ich ENDLICH wieder unterwegs! Was für ein Wahnsinnsgefühl!!! An dieses Mass von Freiheit und Selbstbestimmung muss ich mich erst wieder gewöhnen. 🙂 Ebenso daran, dass ich dieses Mal wirklich sehr darauf geachtet habe, keine Termine wegen irgendwelchen Events oder Verpflichtungen einhalten zu müssen, sondern endlich mal völlig gechillt und „open end“ zu reisen. Klar gibt es einen ungefähren Plan, aber der kann jederzeit umgeworfen oder angepasst werden.

Das erste Ziel war jedenfalls – wie bei den letzten Reisen auch – das Schloss San Sebastiano da Po im Piemont, in das ich seit 2010 immer an Ostern fahre, um dort Skulpturen aus meinem Kopf in die Realität zu bringen. Die letzten zwei Jahre habe ich zwar Burnout-bedingt „nur“ am Monstervan gearbeitet, aber auch das ist ja sinnvoll und am Ende des Tages kann man auf das Geleistete stolz sein.

Dieses Jahr haben mich zwei Camperfrauen, Mo und Silvia mit ihrem Kater Murphy begleitet und zu dritt standen wir auf der schönen Wiese mit dem Hügelchen und dem Gingkobaum obendrauf am Fusse des Schlosses – allerdings leider drei Tage im Regen und Nebel!!!! Noch NIE in meiner ganzen 14-jährigen San Sebastiano-Laufbahn hatte ich auch nur ansatzweise so schlechtes Wetter. Da wir den Stellplatz mit Vollpension im schlosseigenen Restaurant buchen mussten (Mniam, das Frühstück!!!), haben wir die Zeit hauptsächlich gefuttert und geratscht. Und ich habe noch ganz tapfer meine Steuererklärung fertiggemacht und noch viele andere Kleinigkeiten, die ich vor der Abreise nicht geschafft hatte.

Dazu die vielen wunderbaren Gespräche mit den Bildhauer:innen und Maler:innen der Gruppe von Sebastian Probst von der Kölner Kunstschule Art-Projekt (dass Dozent und Schloss gleich heissen, ist purer Zufall… oder doch nicht?). Die meisten sind ja Wiederholungstäter:innen wie ich und das gibt mir immer das Gefühl, ganz „en famille“ zu sein.

Auch wenn ich dort noch nicht wirklich zur Ruhe kam, war die Zeit im Schloss doch wieder ein Geschenk wie jedes Jahr. Der Junior-Besitzer Luca hat auch wieder viele tolle Ideen für den Sommer mit gemütlich eingerichteten Glamping-Zelten und farbenfrohen Gipsy-Bauwägen. Ich bewundere ihn endlos für die Arbeit, Energie und Nerven, die er seit 25 Jahren in dieses Schloss steckt, ohne je einen Euro vom Staat an Unterstützung für die Renovierung gesehen zu haben – dafür einen Haufen Vorschriften bezüglich des Denkmalschutzes.

Am Ostermontag kam dann endlich die Sonne raus und ich gab noch Bogenschiessunterricht für interessierte Kursteilnehmer:innen auf der Aussichtsterrasse des Parks mit Blick auf die schneebedeckte Alpenkette entlang des gesamten nördlichen Horizonts. Was war ich froh, dass meine beiden Camperfrauen das doch noch erleben durften. Sie hätten sonst vielleicht doch nicht ganz nachvollziehen können, warum dieses Schloss zu meinen drei Lieblingsplätzen auf dieser Welt gehört. 🙂

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Die Geschichte des Schlosses San Sebastiano da Po

Das liebevoll restaurierte Schloss ruht wie ein Adlernest auf einem Hügel neben dem Ort San Sebastiano da Po. Es gehörte ursprünglich einer italienischen Grafenfamilie, der letzte Spross konnte aber seine Steuern nicht mehr bezahlen und das marode Schloss mit all seinen dazugehörigen Gebäuden, Stallungen und dem Park wuchs ihm über den Kopf. Er liess das Schloss und den ganzen Inhalt auf Sothebys versteigern, bezahlte mit einem Teil seine Steuern und setzte sich mit dem Rest in den Süden ab, was seinen müden Knochen besser bekam. Der italienische Staat wollte das Schloss aber natürlich nicht behalten, denn er hatte schon genug Fässer ohne Boden, deren Renovierungen finanziell kaum zu stemmen waren.

Und da kommt die Familie Garrone ins Spiel: Guido Garrone arbeitete zu der Zeit noch beim Finanzamt, bekam mit, dass das Schloss günstig zu haben war und da sein Sohn Luca Architekt mit Spezialisierung auf Restaurierung von Altbauten ist, nahmen sie das Lebenswerk auf sich, das Schloss zu retten. Peu à peu wurden die bestehenden, wunderbar herrschaftlichen Zimmer restauriert und der Park in Ordnung gebracht. Über dem riesigen langen Raum, in dem sich früher eine Seidenraupenzucht befand, wurden gemütliche Gästezimmer abgeteilt und mit Antiquitäten aus den Flohmärkten der Umgebung authentisch eingerichtet.

Der grosse Raum diente die ersten zwanzig Jahre hauptsächlich als Hochzeitslocation, von dem aus man direkt in den von der Schlossmauer komplett umgebenen Park gelangte. Dieser ist im vorderen Teil im englischen Stil angelegt und hat im hinteren Teil barock geschnittene Hecken, sowie einen Goldfischteich und beherbergt zahlreiche exotische Bäume und Pflanzen, die von der Grafenfamilie über Jahrhunderte gesammelt wurden. Auch die langgestreckte Orangerie, ein original erhaltenes Gewächshaus mit hohen, windschiefen Holzfenstern zur Südseite beherbergt auch heute noch viele seltene Pflanzen. Es sind traumhaft inspirierende Atelierräume, in denen ich – zumindest an Ostern, wenn es noch nicht so heiss ist – immer wunderbar arbeiten kann.

Da die Garrones irgendwann feststellten, dass die Hochzeiten mit ihren im Laufe des Abends ziemlich angetrunkenen Gästen dem Schloss und dem Park nicht so gut taten (die Goldfische im Teich waren nicht sehr amüsiert, wenn ihnen zu fortgeschrittener Stunde die Sektgläser auf dem Kopf landeten), bauten sie die Remise, die früher die Kutschen der Grafen beherbergte, zu lichtdurchfluteten Seminarräumen aus, in denen heute mehr und mehr Incentives und Co-Workings stattfinden. Und seitdem vor ein paar Jahren auch die stark frequentierte Bar in einem der Aussengebäude mit all ihren negativen Begleiterscheinungen von den Garrones übernommen wurde und zu einem gepflegten Restaurant mutierte, atmet das Schloss auf seine alten Tage spürbar auf.

Da Sebastian vom Kölner www.art-projekt.de von Anfang an an das Schlossprojekt geglaubt hat und ihn inzwischen eine tiefe Freundschaft mit den Garrones verbindet, dürfen wir Künstler uns dort zweimal im Jahr zu Ostern und Anfang August jeweils für zehn Tage ungestört ausbreiten.
Falls du schon immer einen Kurs im Bereich, Fotografie, Malerei oder Bildhauerei mit tollen Dozenten und netten Künstlerkollegen in einer inspirierenden Umgebung belegen wolltest, kann ich dir Sebastians Kunstseminare extrem ans Herz legen. Die nächsten Termine findest du unter dem obigen Link.

Im Schloss kann natürlich auch ausserhalb der Seminare jederzeit gewohnt werden. Nirgendwo kann man so schön und stilvoll die Seele baumeln lassen wie dort. Weitere Fotos und Infos zu diesem meinem Herzensort findest du auf www.castellosansebastiano.it.

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Mit Mo am Po

(Ihr müsst wirklich SEHR entschuldigen, aber dieses Wortspiel hat sich mir jetzt so als Titel aufgedrängt, ich konnte einfach nicht widerstehen.) 😉

Vom Luxus im Schloss San Sebastiano zum Wildcampen an den Po

Nachdem das Wetter am Ostermontag glücklicherweise ein Einsehen mit uns hatte, konnte ich nachmittags doch noch den kleinen Bogenschiessevent auf der Aussichtsterrasse des Schlossparks durchführen, den ich Sebastian versprochen hatte. Seit ich 2015 mit dem Bogenschiessen angefangen habe, hatte ich zusätzlich zu dem ganzen Skulpturengerödel auch noch mein Bogenschiesszeugs nach San Sebastiano mitgeschleppt und immer wieder beobachtet, wie mein Training ganz allein im hintersten Eck des Schlossparks die anderen Kursteilnehmer neugierig gemacht hat.

Ist es die Reminiszenz an die Kindheit, wo wohl jeder von uns einen schlecht treffenden Flitzebogen aus Haselnusszweigen gebastelt hat? Oder die ZEN-trierte, selbstgenügsame Eleganz des Sports? Oder die Challenge, so lange an der eigenen Präzision zu arbeiten, bis die Pfeile endlich zuverlässig im Gold sitzen

Egal, auch diesmal hatten wir viel Spass mit den türkischen Bögen, die ich letztes Jahr von dem Geld, das zu meinem Geburtstag gespendet wurde, in der Türkei gekauft habe. Danke nochmal an alle, die sich an der Spendenaktion beteiligt haben. Nach meiner Rückkehr in die Schweiz im Herbst letzten Jahres habe ich sie schon oft für kleine Events gebraucht, um Geld für die Waste Warriors zu sammeln. Und auch diesmal wurden 50 Euro gespendet – wohl aus schlechtem Gewissen, weil ein Pfeil über die Schlossmauer ging. 😉

Der Abschied vom Schloss, Sebastian, den Künstlern und vor allem von der wunderbaren Familie Garrone fiel mir wie jedes Jahr schwer, aber Mo und ich wollten noch eine Nacht am Po zusammen verbringen, bevor wir in entgegengesetzte Richtungen (sie nach Westen, ich nach Osten) aufbrechen würden. Silvia mit ihrem Kater Murphy musste noch am gleichen Abend nach Norden in die Schweiz zurück und verpasste damit einen traumhaften Sonnenuntergang direkt am durch die vielen Regenfälle der letzten Tage ganz schön reissenden Fluss. Der Feldweg an den Po bestand ebenfalls aus riesigen Pfützen, aber nach dem Motto „Augen zu und durch“ gaben wir einfach Gas und blieben auch nicht stecken. Und danach sahen unsere Vans auch endlich nach „Abenteuer“ aus. 😀


Schnell wurde ein bisschen Gemüse und Salat geschnipselt und das perfekte Dinner, frisch auf dem praktischen Gaskocher am Ufer des Po zubereitet, war pünktlich zum Sonnenuntergang fertig. Ich LIEBE es, unter freiem Himmel zu kochen! Danach noch mit einem Glas Wein zufrieden mit einer guten Freundin über das Leben zu philosophieren und in die Sterne zu schauen ist einfach unbezahlbar!

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Nach einem Frühstück am Fluss…

… mit knusprig aufgebackenen Gipfeli trennten wir uns und ich fuhr Richtung Verona, wo ich mir auf Google Maps schon ein schönes grünes Plätzchen bei einem alten Fort kurz vor der Stadt ausgespäht hatte. Der Tayfun ging gleich recognoszieren und ich arbeitete derweil noch ein paar Altlasten von Zuhause am Computer auf. Eine Dame, die mit ihrem Hund an meinem Auto vorbeispazierte, machte mir – wie so oft – Komplimente zu dem wunderschönen Graffiti mit dem Hirsch und dem Wolf und wie immer erzählte ich ihr von dem begabten jungen Mann aus Bern (Bax von www.artabax.ch), der es so locker flockig aus dem Handgelenk nach meinen Ideen auf den Bus gesprüht hatte.

So begann mal wieder ein schönes spontanes Gespräch in einem Mix aus Englisch und Italienisch, in dem ich ihr erzählte, dass ich es nach 3 1/2 Jahren geschafft hätte, nicht nur meinen toxischen Job, sondern auch meine nicht minder toxische Wohnung zu kündigen, um endlich frei in die Welt hinausfahren zu können. „Madonna, che brava!“, rief sie – ganz die Italienerin – aus und berichtete mir, dass sie, Covid-bedingt, letztes Jahr ihr Geschäft verkauft hätte, aber noch nicht genau wüsste, was sie mit der neugewonnenen Freiheit anfangen sollte. Wir philosophierten noch ein bisschen hin und her und ich freute mich darüber, dass mein bunter Van es mir mal wieder erleichtert hatte, mit einer Einheimischen in solch netten Kontakt zu kommen. Allein kriege ich das nämlich nicht so gut hin (auch wenn mir das nie jemand glaubt!).

Sie gab mir noch ein paar tolle Tipps zu Verona und so hatte ich wieder etwas, worauf ich mich für den nächsten Tag freuen konnte.

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Verona: Ein Drama in fünf Akten

Von San Sebastiano da Po zum Sightseeing nach Verona (Italien)

Wie oft wollte ich nicht schon DIE Stadt der Liebenden besuchen, die ja gar nicht so weit vom Gardasee liegt. Der Schauplatz von Shakespeares Drama „Romeo und Julia“ ist eine wirklich hübsche Stadt, allerdings war schon der Weg dorthin etwas harzig. Ich hatte ja auf dem Weg vom Piemont kurz in Peschiera haltgemacht, um wenigstens einen Blick auf meinen geliebten „Lago“ zu erhaschen.

Man muss dazu wissen, dass ich mit Anfang Dreissig fast jedes Sommerwochenende von München aus zum Windsurfen am Gardasee verbrachte und dort eine unglaublich lustige Zeit mit meinen Windsurfkumpels hatte. Die tiefenentspannten Wochenenden dort in meinem ersten Auto, einem Renault Espace, legten sicherlich den Grundstein für meine Leidenschaft, möglichst spontan auf vier Rädern unterwegs zu sein.

Deshalb also der Abstecher nach Peschiera. Zu meiner Enttäuschung musste ich aber mal wieder feststellen, dass a) der liebliche Süden des Gardasees so gar nichts mit dem wilden Norden aus meiner Windsurfzeit zu tun hat und b) man mit einem Monstervan wie meinem gar nicht mehr an den See rankommt. Überall hat es Höhenbeschränkungen und ich musste ziemlich lange nach einem Parkplatz suchen. Der ward dann irgendwann gefunden und ich spazierte in den Ort, zusammen mit einem Haufen Oster-Touristen. Peschiera ist an sich sehr interessant gebaut, nämlich auf zwei befestigten Inseln, die von einer dicken Mauer und einem Kanal umgeben sind und nochmal durch einen Kanal getrennt werden.

Südlich hat es die Porta Brescia und nördlich die Porta Verona, durch die man in die Altstadt gelangt. Diese besteht inzwischen allerdings nur noch aus Restaurants, Souvenirläden und vielen Gelaterias, an denen ich natürlich nicht ohne ein kleines Probier-Eis vorbeilaufen konnte. Irgendwie packte mich der Ort aber nicht wirklich und so machte ich mich wieder auf die Autobahn Richtung Verona.


Aber auch hier war Drama angesagt: ein einziges Stop and Go, so dass ich irgendwann vom massiven Zeitverlust genervt auf die Landstrasse auswich. Ja, auch Staus gehören zum Reisen leider dazu. Wohl dem, der dann einen gechillten Kater dabei hat, den man die ganze Zeit streicheln kann, was nachweislich positive Auswirkungen auf das gestresste Autofahrerhirn hat. 🙂

Für unsere erste Nacht in Verona hatte ich mir einen Parkplatz auf den Hügeln ausserhalb der Altstadt ausgesucht, gleich hinter dem Santuario della Madonna di Lourdes, wo der Tayfun am nächsten Tag, wenn ich einen geführten Stadtrundgang machen wollte, im Grünen umherspazieren konnte. Wir kamen im Dunkeln an und ich sah im Augenwinkel noch ein Schild, dass direkt hinter dem Parkplatz vom Heiligtum eine Disco lag, aber in meinem schweizerischen Leichtsinn dachte ich mir, dass da an einem Mittwoch eh nichts los sei und ich deshalb niemanden stören könnte.

Umso erstaunter war ich, als ich nachts um 2.30 Uhr von lautem Gegröle, Türenschlagen, Musik aus dem Autoradio und abfahrenden Autos geweckt wurde (ich war offensichtlich so müde, dass ich sie nicht mal kommen gehört hatte). Und während ich noch im Halbschlaf hoffte, der Lärm sei bald vorbei, kam, was ja irgendwann mal kommen musste: jemand hämmerte plötzlich gegen meine Autotür und zwar ziemlich vehement und langanhaltend. Ein Blick durchs Fenster nach draussen zeigte einen Security-Mann, der offensichtlich Order hatte, den Parkplatz nach Disco-Schluss komplett leerzuräumen.

Seufzend zog ich mich an und räumte das Feld, nicht ohne vorher noch die App Park4Night nach einer schnellen Alternative befragt zu haben. Die war auch schnell gefunden und zwar einen Hügel weiter beim Castel St. Pietro. Der Tayfun war zwar ziemlich irritiert, dass wir um diese unheilige Uhrzeit den Motor anschmissen, aber nach einer kurzen Fahrt verbrachten wir dort eine ruhige restliche Nacht.

Der Blick von der Terrasse des Castello am nächsten Morgen entschädigte mich gänzlich für die unruhige vorige Nacht: vor mir lag die Altstadt von Verona im frischen Morgendunst, umgeben von der Schlaufe der Etsch, die von Südtirol bis hierher fliesst. Ein alter schnauzbärtiger Strassenkehrer, der noch so ganz old-school und entspannt mit einem Besen anstatt einem lärmenden Blower das Trottoir der Terrasse reinigte, sah mich so versunken in diesen wunderbaren Anblick auf der Mauer sitzen und meinte, das wäre doch der schönste Platz der Welt.

Natürlich musste ich ihm in meinem holprigen Italienisch beipflichten und meinte, ich könnte mir auch schlechtere Arbeitsplätze vorstellen und dass Verona schon eine besonders hübsche Stadt sei. Wir ratschten noch ein bisschen und mit einem Lächeln im Herzen über solch einen schönen Tagesbeginn machte ich mich schliesslich auf den Weg zu meinem geführten Stadtrundgang an die Schauplätze des Shakespeare’schen Dramas.

Unsere Stadtführerin Francesca liess eine solch geballte Ladung an Wissen auf uns los, dass ich nicht mehr alles wiedergeben kann. Gemerkt habe ich mir allerdings, dass Verona ständig von fremden Herrschern regiert wurde, im Mittelalter von den verfeindeten Ghelfen und den Ghibellinen (aus der Zeit stammt wohl die Geschichte von Romeo und Julia), dann immerhin 127 Jahre von den Scaligern, die der Stadt architektonisch ihren Stempel aufgedrückt haben, und zur Zeit Napoleon Bonapartes sogar von den Habsburgern.

Architektonisch findet man viele Bauten, die an Venedig erinnern und natürlich darf auch der Markuslöwe auf vielen Plätzen nicht fehlen. Grundsätzlich ist die Altstadt wirklich extrem gut erhalten und hat deshalb nicht umsonst ihren Platz im UNESCO-Weltkulturerbe. Besonders schön ist der roséfarbene Ton vieler Gebäude aus Veronerser „Marmor“, einem Kalkstein, der in der Umgebung abgebaut wurde und neben der schönen Farbe auch viele Versteinerungen aufweist.

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Was mich aber besonders begeistert hat…

…waren die extrem modisch gekleideten Veroneser Frauen. Und zwar gar nicht mal die jungen, sondern eher die so circa in meinem Alter aufwärts. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt eine Frau in hautfarbenen Netzstrümpfen und Pumps gesehen habe! Dagegen kam ich mir in meinen Turnschuhen wie ein teutonisches Trampeltier vor. Selbst über das tückischste Kopfsteinpflaster schwebten diese Veroneser Damen in ihren Stilettos stilsicher dahin und trugen dazu die neuesten Trends aus dem nahegelegenen Mailand. So zu mehr Eleganz inspiriert musste dann auch für mich ein Kleid im Ibiza-Style dran glauben, obwohl ich ja sonst nicht zum Shoppen neige. 😉

Da mein Katerchen nach der nächtlichen Ruhestörung den Vormittag so brav im Auto verpennt hatte, peilten wir am Nachmittag den schnellsten Weg Richtung Triest an, damit er sich abends noch ein paar Stunden am Meer die Pfoten vertreten konnte. Und dafür hatte ich mir einen speziellen Ort aus der Kraus’schen Familien-Urlaubsgeschichte herausgesucht. Aber davon bald mehr…..

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Endlich am Meer 🙂

Von Verona in die (noch) verschlafenen Ferienorte Bibione & Lignano

Wer mich schon länger kennt, weiss, dass ich ein absoluter Fan vom Meer bin. Je wilder, je besser, aber warm muss es sein, damit ich auch reingehe. Nun, das Meer in Bibione war weder wild, noch warm, aber ein Abstecher bot sich auf dem Weg zu meinem nächsten Ziel, nämlich Ljubljana in Slowenien, gerade an und so bogen wir 100 Kilometer nach Venedig in Richtung einer grossen Lagune ab, die ich auf Google Maps entdeckt hatte.Am westlichen Rand dieser Lagune hatte ich auch einen Ort gesehen, dessen Name mich irgendwie an meine Kindheit erinnerte: Bibione.

Lustigerweise weiss ich aber nur noch, dass wir mit der ganzen Familie in so lustigen Miet-Wägelchen herumfuhren, die vorne wie ein Fahrrad aussahen und hinten wie eine Kutsche, darüber ein bunt-gestreiftes Stoffdach gegen die Sonne. Mein Vater kurvte mit uns in diesem Ding durch die kleinen Strassen und das muss mich damals massiv beeindruckt haben.

Gute 50 Jahre später kurve ich in meiner Monsterkutsche, die ich glücklicherweise nicht selbst mit Muskelkraft antreiben muss, durch die Strassen des Ortes, der aufgrund der Vorsaison noch tiefenentspannt in der Sonne liegt. Bibione selbst ist inzwischen sicher um das Zehnfache gewachsen und besteht nur aus Ferienwohnungen, Hotels, Restaurants und Gelaterias – alles geschlossen und ruhig, in diesem Zustand also perfekt für den Kater und mich! Ich finde solche Ferienorte ja eigentlich ganz grässlich, aber zwischen dem Ort und der Lagune liegt ein Naturschutzgebiet, an dessen Rand wir parken können, so dass der Kater direkt ins Grüne spazieren kann.

Ich montiere die Katzentreppe aussen unter die Katzenklappe, damit er tagsüber in den Van rein und raus kann, wie er mag. Dann schnappe ich mir das E-Bike und fahre auf den angelegten Holzpfaden in das Naturschutzgebiet zu einem Leuchtturm, den ich von Weitem gesehen habe. Landeinwärts erstreckt sich ein schöner Pinienwald und Richtung Meer ein goldgelber Strand, nur leider ist dieser übersät mit Müll, der offensichtlich vom Meer angespült wird. Von Plastik in allen Formen bis zu Glasflaschen, von Netzresten bis zu zerbrochenen Styroporboxen ist alles dabei und der Anblick tut weh.

Ich nehme mir vor, am nächsten Tag mit Müllsäcken und Handschuhen wiederzukommen, um wenigstens eine besonders schöne Ecke des Strandes in Ordnung zu bringen. Gedacht, getan. Dokumentiert habe ich das Ganze in einem Video für die Waste Warriors Worldwide und du findest es auf Facebook und Instagram (Links siehe oben).

Auch hier gibt es immer wieder nette Begegnungen mit den Einheimischen. Mal quatscht mich ein junger Jogger an, lobt mich für meine Bemühungen und schimpft über die Gemeinde, die zwar Steuern kassiert, aber nichts gegen den angeschwemmten Müll tut. Dann treffe ich einen schnauzbärtigen Herrn, der mit einer „Ape“, so einem typisch italienischen winzigen Lieferwagen auf drei Rädern, neben den Müllcontainern steht und recyclingfähige Sachen sucht – ganz wie in der Türkei. Auch mit ihm tausche ich mich mit Händen und Füssen über das leidige Problem „Müll in der Natur“ aus. Perfektes Sprachtraining! 🙂

Auch am nächsten Tag mag ich mich noch nicht von diesem (noch) entspannten Ort trennen. Ich mache eine lange Radtour am Fluss entlang landeinwärts, quere auf die andere Flussseite nach Lignano und mit einer praktischen kleinen Fähre wieder zurück. Spätestens an dieser Fähre sieht man, wie extrem die Gegend auf Velofahrer ausgerichtet ist: neben jedem Sitz ist ein Fahrradständer und mit mir hat es trotz der Vorsaison immerhin noch 12 andere Velofahrer (25 sind erlaubt). Ein Euro für die kurze Überfahrt finde ich noch recht fair angesichts der Alternative, sonst mit dem Velo durch den schlammigen Fluss schwimmen oder wieder alles zurückfahren zu müssen. 🙂

An den Abenden backe ich selbst Brot im Omnia-Campingbackofen oder mache ein feines Risotto mit frischen Spargeln vom Markt. Sobald die Sonne untergeht, wird es immer noch ganz schön frisch, aber dank meiner Standheizung und dem schnurrenden Kater auf meinen Beinen könnte es kaum gemütlicher sein. Und es ist auch nichts schöner, als auf meiner virtuellen Google Maps-Landkarte zu studieren, wo ich als nächstes hinfahren könnte. Eigentlich ruft mich ja mein nächstes Ziel Ljubljana – aber der Ruf des Meeres ist NOCH stärker!!! 🙂

Damit ich das Gefühl habe, dem Ziel wenigstens etwas näher zu kommen, fahre ich einen Ort weiter nach Osten, nämlich nach Lignano, das in den 50er Jahren in einer Spiralform mitten in einen riesigen Pinienwald gebaut wurde und schnell zum beliebten Badeort mutierte. Die wunderbaren Pinien stehen jetzt noch überall und spenden den Ferienhäusern Schatten und ebenso mir, die ich einen netten Platz an der kleinen, wenig befahrenen Strandstrasse gefunden habe. Wie in Bibione möchte ich auch hier nicht wissen, was in der Saison los ist, aber noch ist es schön ruhig. Nur von ferne hört man am Strand den Bagger, der die Sonnenschirmständer im Sand versenkt. Wie eine Armee stehen sie schon parat, bereit für den ersten grossen Ansturm im Mai.

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Nach dem Frühstück…

…trabt der Tayfun los und wälzt sich erst mal ausgiebig im Sand. Für ihn sind die Dünen und Pinienwäldchen zwischen den kleinen Häusern ein einziger grosser Spielplatz. Und ich bin happy, dass er mit dem Tracker so selbstständig ist und ich in Ruhe arbeiten kann. Denn ja, auch ich muss arbeiten! 😉
Schon seit meiner ersten Reise in die Türkei 2022 suchte ich ja mit Nachdruck einen Job, den ich ortsunabhängig machen konnte, aber nichts passte so wirklich zu mir und meinen kreativen Zielen.

Und dann kamen mehrere „Zufälle“ (die es ja nicht wirklich gibt) zusammen. Eine Freundin, die wie ich schon lange im Van auf Reisen ist, suchte weitere Mitglieder für ihr Team und jetzt mache ich, was ich am besten kann und gerne tue: Menschen unterstützen, ihre Ziele zu erreichen und dabei finanziell frei zu werden. Gleichzeitig kann ich selbstbestimmt und unabhängig unterwegs sein und habe sogar Zeit für meine privaten Projekte. Deshalb heisst mein Unternehmen auch „Goodbye Hamsterrad“ und in den nächsten Wochen werde ich mit Hochdruck daran arbeiten, dass es auch online und in den sozialen Medien Gestalt annimmt. Sollte dich eine solche Arbeitsweise ansprechen, schau gerne bei Facebook oder Instagram unter “Goodbye Hamsterrad” vorbei und ich zeige dir, worum es genau geht.

Nach einem schönen Arbeitstag mit Blick auf’s blaue Meer heisst es aber dann doch: „Ljubljana – wir kommen!“ Ich sammle den völlig versandeten Kater aus den Dünen und wir machen uns auf den Weg in eine meiner drei Lieblingsstädte…. aber von der mehr im nächsten Bericht. 🙂

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Dobrodosli v Ljubljani

Von Lignano in Italien in das wunderschöne Ljubljana (Slowenien)

Eigentlich könnte ich es mir jetzt leicht machen und einfach den Bericht copy-pasten, den ich schon vor zwei Jahren über diese schöne Stadt geschrieben habe. Ihr würdet es garantiert gar nicht merken. 😉 Sicher habe ich auch damals schon so geschwärmt, auch wenn ich 2022 nur einen Tag Zeit hatte für meinen Besuch. Diesmal habe ich mir aber fest vorgenommen, mehr Zeit in Ljubljana zu verbringen und dementsprechend mehr schöne Dinge gibt es auch zu entdecken.

Zuerst muss aber wieder ein Parkplatz her mit viel Grün drumherum für den Tayfun und schön ruhig für mich. Der ist auch schnell gefunden und zwar am Stadtrand neben dem Uni-Campus der Biologen und Informatiker. Mit plätscherndem Bach nebendran und ulkiger Geräuschkulisse, denn man hört ab und zu das „Oink-oink-oink“ der Seelöwen vom Zoo nebendran. 🙂 Von hier kann ich prima mit dem Fahrrad in die Altstadt fahren und der Tayfun kann sich den Tag über anderweitig vergnügen.

Jetzt komme ich ja eigentlich selbst aus so eine Bilderbuchstadt (Luzern), aber die Altstadt von Ljubljana toppt Luzern definitiv mit ihrer Lebendigkeit. Schon allein entlang des Flusses hat es gefühlte tausend Cafés und in der Altstadt hat es noch Platz für freakige Lädeli wie „Spin Vinyl“, wo nur alte Rock-LPs verkauft werden. Ich würde behaupten, es hat hier Leser:innen, die haben noch nie eine LP in der Hand gehabt! (Das sind die runden schwarzen Dinger, mit denen man früher Musik gehört hat!) 😉 Wo gibt es so etwas schon noch und dazu an bester Lage! Überhaupt die Läden in der Altstadt: ich habe mir ja fest vorgenommen, keine Dinge mehr anzuschaffen, das das Monster eh schon aus allen Nähten platzt, aber ein wunderschöner, bestickter grün-rosa Schal fehlte mir definitiv noch (eine Frau kann nie genügend Schals haben!).

Und dann entdecke ich noch einen Teeladen, den ich gar nicht erst hätte betreten sollen. Einmal drinnen, fällt mir ein, dass ich noch eine richtig GROSSE Teetasse brauche, so ein richtiges Lieblingsstück. Und da trifft es sich gut, dass es hier ganze Regale voller bunter Lieblingsstücke hat! 🙂 Nach langem Hin und Her wird es eine Tasse mit integriertem Teesieb, Deckel und Magnolien drauf. Die Magnolienbäume bedeuten mir deshalb so viel, weil sie jedes Jahr wieder in voller Pracht anzeigen, dass der Frühling endlich kommt.

Wo ich schon im Kaufrausch bin (hab ich sonst ja nie!), muss auf dem pittoresken Markt noch ein Bund wilder Spargel und eine Schale Erdbeeren her. Und in Erinnerung an meine Zeit im Atelier für Frauen schlendere ich auch einmal durch die Blumengasse. Herrlich! Da hüpft das Floristikerherz! Die Erdbeeren verspeise ich zum Lunch unten am Fluss, wo es viele lauschige Bänke hat (ich kann mir bildlich vorstellen, was hier im Sommer los sein muss!) und man entspannt die flachen Touristenkähne an sich vorbeiziehen lassen kann.

Und hier fühle ich wieder, wie ich endlich entschleunige. Vormittags mit dem Fahrrad in die Stadt reinfahren, durch die Gassen flanieren, am Fluss ein paar Sätze schreiben, viel fotografieren, zwischendurch ein Eis oder ein „Drachenbrot“ – mehr brauche ich nicht. Ach ja, apropos Drachen: wie im polnischen Krakau ist der Drache das Wahrzeichen der Stadt und existiert überall in sämtlichen Varianten. Am schönsten sind die vier grossen Drachen aus gehämmertem Kupfer auf der berühmten Drachenbrücke, die 1901 im Wiener Sezessionsstil erbaut wurde und die damals die drittlängste Brücke mit nur einem Bogen war.

Vom Drachenbrot, das ursprünglich aus Transsilvanien stammt, habe ich letztes Jahr auf meiner Reise durch Rumänien schon mal geschwärmt. Eine lange Schlange Hefeteig wird auf einen dicken Holzstock gewickelt, etwas flachgedrückt, sich drehend wie ein Kebap an einem Grill von allen Seiten gebacken und danach in Zimtzucker gewendet. Man bekommt es frisch und dampfend in die Hand gedrückt und muss sofort drüber herfallen, weil es so lecker duftet.

Was gibt es noch zu berichten? Es hat noch eine wundervolle alte Bibliothek wie aus Harry Potter, die aber nur samstags für die Öffentlichkeit zu besuchen ist. So schön studiert es sich sonst nirgendwo. Allein die Türgriffe der riesigen Portale in Form eines blankpolierten Pferdekopfes sind eine Augenweide. Dazu gibt es noch eine Burg auf dem Hügel, um den sich die Ljubljanica windet, die habe ich aber schon vor zwei Jahren besucht. Ach ja, die slowenische Küche ist auch sehr lecker. Sie ist zwar tendenziell fleischlastig, kann aber auch mit den leckeren Mehlspeisen aus der Habsburgerzeit aufwarten. Ich probiere eine Pilzsuppe im Brot, was allerdings besser aussieht, als es schmeckt. Das schiebe ich aber auf die SEHR krasse Touristenbeiz, in der ich sie bestellt habe.

Wer schräge Skulpturen mag, sollte noch auf der Metzgerbrücke am Markt die Exponate des bosnisch-slowenischen Künstlers Jakov Brdar besuchen. Die Themen seiner lebensgrossen Bronzen reichen von Adam und Eva bis zu Prometheus und diversen, merkwürdigen Fischwesen, die die steinernen Brückengeländer zieren. Zu meiner Freude hat er in seinem unnachahmlichen Stil auch einen Wolf modelliert, der ein Stück weiter vor einem Café herumschleicht. Ich google den Künstler und staune, dass ich bisher noch nichts von ihm gesehen oder gehört habe. Nicht nur vom Stil, sondern auch vom Aussehen erinnert er sehr Rodin, eines meiner grossen Vorbilder.

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Slowenische Gastfreundschaft

Was natürlich auch diesmal nicht fehlen darf, ist ein Besuch im nördlich von Ljubljana gelegenen Domzale bei meiner Freundin Nina, nebst Mann Miran und Sohn Leon, und ihrer Tochter Mei nebst Freund Ziga. Auch diesmal beeindruckt mich die Herzlichkeit, mit der ich aufgenommen und so umfangreich wie lecker bekocht werde. Der Kater darf derweil die umliegenden Gärten unsicher machen und wir übernachten wunderbar ruhig im Hof. Am nächsten Morgen gibt es bei einem riesigen slowenischen Frühstück natürlich nochmal viel zu bereden und dann werde ich mit einer ganzen Tüte voller (hauptsächlich essbarer) Geschenke und vielen guten Wünschen auf die Weiterreise geschickt.

Solltet ihr Ljubljana noch nicht kennen, plant es unbedingt in eure nächsten Reisen ein. Und dann mindestens 2-3 Tage zum entspannten Geniessen dort bleiben, es lohnt sich.

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Der Himmel für Tiere

Von Ljubljana zur märchenhaften Fairytale Farm bei Pleše (Slowenien)

Es gibt Menschen, die sind einfach zu gut für diese Welt. Solche Menschen sind Iris und Aleš mitsamt ihren fünf Kindern Zala, Samuel, Jonatan, Lev Arian und Amari von der Fairytale Farm in Pleše, 15 Kilometer südöstlich von Ljubljana. Es sind regelrecht überirdische Idealisten, die ihren eigenen Luxus hintanstellen und ständig vor dem Bankrott stehen, weil sie aus Überzeugung Tieren helfen, die gequält, missbraucht oder in ganz schlimmen Umständen gehalten wurden. Ich meine, ich bemühe mich ja auch, etwas Sinnvolles in meinem Leben zu machen (zum Beispiel die Waste Warriors Worldwide), aber diese beiden spielen echt nochmal in einer ganz anderen Liga! 😉

Wie ich über sie gestolpert bin? Ganz einfach durch die extrem nützliche App Park4Night, die ich ab und zu befrage, wenn ich mal Haare und Wäsche waschen muss und wegen des nicht natur-kompatiblen Abwassers notgedrungen einen Campingplatz aufsuchen muss. Dass ich aber in einem solchen Tierparadies landen würde, hätte ich nicht gedacht. Eigentlich ist nur eine Übernachtung geplant – am Schluss muss ich mich nach vier Nächten gewaltsam losreissen!

Der vier Hektar grosse Gnadenhof für Haus- und Nutztiere liegt oben auf einem Hügel mit schönem Blick in die weite Landschaft. Die beiden hatten ihn vor 14 Jahren eigentlich nur gekauft, um sowohl ihren Kindern (die jetzt 10 bis 27 Jahre alt sind), als auch den typischen Stadtkindern aus Ljubljana die Natur näher zu bringen. Dann schleppte ihnen jemand einen Esel an, der kein Zuhause hatte. Es folgte ein Polizeipferd, das seinen Dienst nicht nach Vorschrift tat und das eine Polizistin davor retten wollte, eingeschläfert zu werden (und die deshalb ihren Job verlor, aber das ist eine andere Geschichte). Dann kam eine Ziege, die als Zicklein nur mit Hunden aufgezogen wurde und die deshalb völlig verhaltensgestört war, und ein Hund, der ausschliesslich in einer Wohnung gehalten wurde und völlig verwahrlost war. Dann folgte ein Schweinchen, das auf der Landstrasse von einem Laster gefallen war, sich dabei die Hinterläufe gebrochen hatte, von einem nachfolgenden Fahrzeug aufgesammelt und zur Fairytale Farm gebracht wurde, weil die Leute sich die Tierarztkosten nicht leisten konnten. Iris und Aleš haben es dann mit alternativen Heilmethoden wieder so auf die Beine gebracht, dass es noch ein langes und glückliches Leben führen konnte. Und so vermehrten sich die aufgenommenen Tiere um zwei Ponys, 14 Katzen, mehrere Hunde, Gänse, Schweine, Ziegen, Kühe, Meerschweinchen, Kaninchen…..ich glaube, jetzt habe ich alle. 🙂

Wie glücklich die inzwischen um die 80 Tiere sind, sieht man auf Schritt und Tritt, wenn man mit Aleš einen immerhin eineinhalbstündigen Rundgang macht und er einem dabei die Philosophie des Hofs erklärt. Keines von ihnen muss arbeiten, wird gemolken, muss Eier legen, Kinder im Kreis herumtragen oder wird sonstwie genutzt. Sie alle dürfen einfach nur SEIN, auch wenn sie Haus- oder Nutztiere sind. Und die Geschichten, die Aleš auf dem Rundgang von der physischen und psychischen Gesundung der Tiere erzählt, sind wirklich verblüffend. Auch, wie friedlich und sozial die verschiedenen Tierarten miteinander agieren, ist bemerkenswert. Auch da hat Aleš unzählige Stories auf Lager.

Als Gegenleistung dafür, dass man auf dem schön eingerichteten Stellplatz stehen darf, spendet man eine angemessene Summe für das Futter der Tiere oder hilft bei den täglichen Aufgaben mit. Und von denen gibt es natürlich massenweise, entweder bei der Tierversorgung, beim Bau neuer Ställe oder Gebäude für die Camper, oder im Garten und Gewächshaus, das jetzt schon mit viel frischem Gemüse aufwartet. Ich kontrolliere zum Beispiel die Zäune auf der Farm, verpflanze unzählige Gurkensetzlinge, siebe Komposterde mit Hunderten von Regenwürmern und betätige mich als Dompteuse einer ganzen Scheunenwand voller wild wuchernder Rosentriebe. Dafür habe ich einen wunderschönen Platz, an dem man Käuzchen und Kuckucks rufen hört und bekomme mittags auch noch ein leckeres veganes Essen mit der Familie und den anderen Helfern aus Holland und Deutschland. Socializing at it’s best! 🙂

Auch meine Freundin Nina kommt mich einen Abend mit der ganzen Familie besuchen und sofort sind sie angesteckt vom Zauber dieses Märchenhofs und werden sicher wiederkommen.

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Und jetzt bist du dran!

Solltest du in deinem nächsten Urlaub mal etwas richtig sinnvolles bei echt guten Menschen machen wollen, schau auf ihre Website www.vpravljici.si und meld dich bei ihnen als Volunteer. Oder besuch sie als Camper und hinterlass eine GROSSzügige Spende. 🙂 Vor allem grüss sie ganz lieb von mir und vom Tayfun, dem hat es dort nämlich auch mega gefallen, trotz oder gerade wegen der vielen anderen Katzen.

Und wenn du von der Ferne helfen willst, kannst du eine Patenschaft für ein Tier übernehmen (Fotos der Tiere findest du auf der Website) oder einfach so spontan eine Spende schicken. Entweder per Paypal auf die E-Mailadresse vpravljici@gmail.com oder ganz klassisch als Überweisung an IBAN: SI56 6100 0001 9978 855, Kontoinhaber: Društvo Pravljica, Pleše 11, 1291 Škofljica. Herzlichen Dank im Voraus!

Ich werde die Tiere und Menschen auf diesem Märchenhof auf alle Fälle sehr vermissen.

Aber man sieht sich ja glücklicherweise immer zwei Mal im Leben…. 🙂

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Und schon wieder das Meer! 🙂

Von Pleše in Slowenien in die Küstenstadt Rijeka (Kroatien)

Mich von der märchenhaften Fairytale Farm und seinen vielen herzallerliebsten Bewohnern loszureissen, fällt mir wirklich schwer. Da hilft es sehr, dass es abends plötzlich anfängt zu schneien und mir die Holländer schreiben, an der kroatischen Küste würde die Sonne scheinen. Also ab ins Auto und los! Da ich nicht nochmal unverschämte 40 Euro für EINE WOCHE slowenische Autobahnmaut zahlen will (Wohnmobiltarif, aber trotzdem!!!), gebe ich ins Navi „Mautstrassen vermeiden“ ein – und Google Maps meint es dann wirklich ernst! Es führt mich im Dunkeln über so krasse Bergstrassen, dass ich ständig irgendwelchen Rehrudeln gegenüberstehe, die auf der (teilweise Schotter-) Strasse ein Päuschen einlegen. Ich störe sie wirklich ungern, aber irgendwie ist es auch schön, ihnen zu begegnen.

Auch der Tayfun macht immer ganz grosse Augen in seiner Chefkuhle auf dem Armaturenbrett. Wurde ich vor zwei Jahren noch von der kroatischen Grenze überrascht (ich dachte, Kroatien gehöre zur EU, aber es gehörte bis zum letzten Jahr nicht zum Schengen-Abkommen), überrascht mich diesmal, dass ich im kroatischen Matulji ankomme, ohne eine Grenze auch nur gesehen zu haben. Nun, im Wald hat es wohl einfach keine gegeben. 🙂

Matulji ist deshalb mein Ziel, weil hier eine Freundin von Mo wohnt, mit der ich schon seit ein paar Tagen in Kontakt bin und auf die ich mich sehr freue. Mein Ziel zum Übernachten ist also der idyllisch gelegene Friedhof des Ortes, auf dem Hunderte von roten Grablichtern brennen, was mich daran erinnert, dass Kroatien kreuzkatholisch ist. Aber auch hier schlafe ich wunderbar ungestört – solche ruhigen Nachbarn hat man gern! 😉

Da Andrea am Freitag tagsüber arbeiten muss und ich es ihr gleichtun will, steuere ich am nächsten Morgen das nahegelegene Meer an und finde einen verlassenen Campingplatz mit Blick auf’s Wasser. Traumschön, aber mal wieder völlig vermüllt, also wird rund um den Van erstmal aufgeräumt, sonst kann ich mich nicht auf die Arbeit konzentrieren.

Später kommt Andrea vorbei und wie in den WhatsApps, die wir uns bereits hin und her geschickt haben, ist sie mir auch in der Realität gleich mega sympathisch. Vielleicht liegt es aber auch an dem leckeren Apéro, den Sie zum Anstossen mitgebracht hat: echten Olivenlikör aus der Gegend! 😀 Auf den Felsen sitzend und mit dem Blick auf das blaue Meer kommen wir gleich wie alte Freundinnen ins Gespräch über Gott und die Welt. Sie lädt mich ein, mir am nächsten Tag ihren Arbeitsplatz zu zeigen, das „Astronomski Centar“ in Rijeka. Da ich in meiner Kindheit schon das Planetarium im Deutschen Museum in München so geliebt habe, lasse ich mir das natürlich nicht zweimal sagen und sie hat nicht zuviel versprochen.

Das Gebäude thront auf einem der Hügel über der Stadt und wurde an eine alte Burgruine angebaut, aber in ganz modernem und luftigem Stil. Und da es keine anderen Besucher hat, bekomme ich sogar eine Privatvorstellung im Planetarium und eine Führung in den Wissenschaftsbereich mit den hochauflösenden riesigen Teleskopen. Mega spannend!

Danach schlägt sie einen Rundgang durch das alte Viertel Trsat vor, das mit einer schön ausgebauten Burg, einem Park und einem Kloster aufwarten kann, in dem sogar schon Papst Paul II zu Gast war. Ansonsten geht es viiieeele Treppen rauf und runter und der Blick auf die Stadt und das blitzblaue Meer ist natürlich grandios. Danach ist der Hafen dran, in dem eine fette Yacht an der anderen liegt.

Und da es ja immer so ist, wenn man eine Stadt von einer Einheimischen gezeigt bekommt, bin ich doch noch recht erstaunt, was für herzige kleine Winkel in der Innenstadt liegen. Allein wäre ich niemals darüber gestolpert. Zum Beispiel über die Bronzeskulptur einer gebeugten Milchbäuerin, mit der an die tapferen Frauen erinnert wird, die früher sogar im Winter im Dunkeln und zu Fuss die frisch gemolkene Milch aus den umliegenden Dörfern in die Stadt schleppen mussten.

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Die Markthallen am Hafen

Ansonsten sind verschnörkelte Altbauten aus der K.u.K.-Zeit so wild mit hässlichen Klötzen aus dem Sozialismus durcheinandergewürfelt, dass es einem die Fussnägel aufrollt. Aber die Markthallen soll ich mir am nächsten Morgen unbedingt noch anschauen, sagt Andrea. Und ja, sie sind es definitiv wert! Schon allein wegen den unterschiedlichen Gerüchen, in die man von einer Halle zur anderen purzelt. Zuerst von Käse und Milchprodukten (mmmhhh!) zu Fleisch (naja, nicht so meins), zu Fisch (solange er frisch ist, riecht er nach Meer) zu Brot (lecker!) und Obst und Gemüse. Das wird allerdings draussen verkauft, da riecht man nichts. Dafür muss auch da wieder eine Schale Erdbeeren und Spargel für’s Abendessen dran glauben. Ich LIEBE Märkte!

In der Gewissheit, einen tollen Menschen hinter mir zu lassen, den ich gerne mal wieder besuchen werde, begebe ich mich wieder auf die Landstrasse in südliche Richtung, wo mich eine der schönsten Strecken Kroatiens erwartet……..

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Von Rijeka die kurvenreiche Küstenstrasse runter nach Süden (Kroatien)

Diese Strecke ist mir von meiner Reise in die Türkei vor zwei Jahren noch extrem im Gedächtnis: die Fahrt die zerklüftete kroatische Küste entlang Richtung Südenund zwar circa beginnend bei Crikvenica bis runter nach Tribanj. Also wenn dein Camper kurvige Strassen liebt oder du sogar mit einem Motorrad unterwegs ist, kommst du hier definitiv auf deine Kosten! Links geht es steil die kargen Berge hoch, bei denen ich mich ständig gefragt habe, wie sich auf dem Felsgestein überhaupt noch irgendwas Grünes festkrallen kann. Und rechts geht es genauso steil runter, was nichts für Beifahrer mit Höhenangst wäre. Aber glücklicherweise heisst mein Beifahrer ja Tayfun und der ist das kurven- und höhenresistenteste Wesen der Welt.

Der Kater liegt arschcool mit aufgestütztem Ellbogen vorne in seiner Mulde im Armaturenbrett und lässt sich durch die schöne Landschaft chauffieren, wie immer!
Nur als es ganz kurz mal anfängt zu hageln und danach ganze Wassermassen auf die Windschutzscheibe klatschen, zieht er sich doch lieber auf meinen Schoss zurück. Aber eben, kein Motzen, kein Kotzen, einfach der perfekte Beifahrer! Ich LIEBE diesen kleinen Kerl! 🙂

Passend zum dramatischen Wetter fegt auch noch die Bora von den Bergen herunter, dass es nur so rauscht. Besonders krass bekomme ich das bei Senj zu spüren, als ich auf einem Hügel am Meer eine sehr gut erhaltene Burg erspähe, die ich unbedingt sofort erkunden will. Als ich den Van parke, merke ich schon, wie sich die Windböen von links wie ein unsichtbarer Riese gegen das Auto werfen. Kaum bekomme ich die Tür auf und nachdem mich der Tayfun dort etwas besorgt ansieht, parke ich lieber nochmal um in den Windschatten der Burg.

Der Eingang der Burg ist nur eine recht kleine Tür auf der Windseite und als ich sie öffne, werde ich mit einem Krachen nach innen gepustet. Aufgrund meines dramatischen Auftritts schauen mich zwei Frauen erschreckt an, fangen sich aber gleich wieder, denn ich bin wohl nicht die Einzige, die hier heute so heftig hereingepurzelt kommt. Die Burg ist von innen gar nicht so gross und beherbergt eigentlich nur ein Restaurant und ein paar geschichtliche Ausstellungsstücke. Allerdings auch eine wilde Geschichte von einem lebendig in die Wand eingemauerten Mönch. Brrr! Heftige Sitten….

Also wieder zurück auf die tolle Küstenstrasse. Irgendwann fangen dann am Strassenrand auch noch wilde Iris an zu blühen und nachdem ich es vor zwei Jahren verpasst habe, ein Foto davon zu machen, hole ich es dieses Mal endlich nach. So schön! Ich könnte wirklich stundenlang einfach nur vor mich hin kurven und mich vor allem rechts am Blick auf’s Meer und die Inseln Krk, Rab und Pag erfreuen. Ab und zu hat es winzige Buchten mit ein bisschen Sandstrand oder kleinen Häfen, in denen gerade mal fünf Fischerboote Platz haben. Dazwischen immer mal wieder ein Campingplatz bzw. „Kamp“, von denen die meisten aber noch geschlossen haben. Ich lasse sie aber sowieso immer links bzw. hier eher rechts liegen, weil ich eher nach dem Wort „Groblje“ Ausschau halte, einem Friedhof, meiner inzwischen bevorzugten Schlafstätte.

Vor zwei Jahren bin ich ja südlich von Prizna mit einer kleinen Fähre nach Pag übergesetzt und war völlig überrascht von der Mondlandschaft, die mich auf der Insel erwartete. Und mitten in dieser Mondlandschaft immer wieder Schafherden, bei denen ich mich wirklich fragte, ob das vielleicht eine spezielle Rasse ist, die von Steinen satt wird. Man sah wirklich kein Grün, höchstens ein paar Flechten auf den Steinen. Damals habe ich auch dort auf der Insel übernachtet und bin von dort nach Zadar gefahren, auch eine hübsche Stadt mit einer wunderbaren Promenade.

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Neben dem Friedhof ist gut ruhn

Diesmal fahre ich so lange, bis die Sonne fast untergeht und biege bei dem Ort Lukovo Šugarje von der Landstrasse runter auf eine kleine Landzunge. Und wo landen wir? Direkt neben einem „Groblje“! Hurraaahh! 🙂

Nachts regnet es wieder ziemlich stark, aber ich mag das ja, wenn der Regen auf’s Dach trommelt und es drinnen so kuschelig ist. Noch brauchen wir nachts die Heizung, aber hoffentlich nicht mehr lange. Der Tayfun liegt sonst bei diesen einstelligen Temperaturen nachts immer fast auf mir drauf und da ist schlafen unmöglich.

Am nächsten Morgen zeigt sich das Wetter aber von seiner besten Seite. Es ist immer noch frisch und windig, aber es hat nur noch ein paar schöne Federwölkchen am blauen Himmel. Nachdem der Kater einen ausgiebigen Morgenspaziergang gemacht hat und ich einen Stapel Arbeit erledigt habe, machen wir uns wieder auf den Weg Richtung Süden…..

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Dubrovnik im praktischen Kleinformat

Von Lukovo Šugarje ins treppenreiche Šibenik (Kroatien)

Ein Besuch der kleinen Stadt Šibenik wurde mir von Andrea aus Matulji ans Herz gelegt und da ich gelernt habe, immer gut auf Empfehlungen der Locals zu hören, rumpeln wir jetzt auf einen riesigen Parkplatz am Stadtrand, wo der Tayfun ewig viel Platz zum herumstreunen hat (was er laut Trackerverlauf auch weidlich ausnutzen wird) und ich aber auch mit einem kleinen Spaziergang am Hafen entlang in den Ort kommen kann.

Kaum habe ich den Motor abgestellt, steht plötzlich ein hochgewachsener Mann neben der Fahrertür und redet auf Deutsch auf mich ein. Zuerst verstehe ich nur Bahnhof, dann „Bianca“, dann „Vater“ und irgendwann kapiere ich, dass meine gute Freundin Bianca ihrem Vater erzählt hat, dass wir circa zur gleichen Zeit wie er durch Kroatien reisen werden. Und da sie ein Foto von Tayfun, mir und dem Monstervan mitgeschickt hat, hat er sofort mein Hirschgraffiti erkannt, als ich auf den Parkplatz fuhr. Ist das nicht witzig? Die Welt ist SO klein!!! Ich lerne auch seine Frau Ruth kennen und da sie beide auch mit dem Camper unterwegs und schon jahrelange Reisende sind, verstehen wir uns auf Anhieb prächtig. Spontan beschliessen wir, zusammen Šibenik zu erkunden und später eine Pizza essen zu gehen.

Vorbei geht es also am Hafen, in dem ich zu meinem Erstaunen einen Ruderclub liegen sehe, in dem trotz der „späten“ Uhrzeit (Ruderer sind bei uns in der Schweiz gerne frühmorgens auf dem Wasser) richtig was los ist. Aber dadurch, dass Šibenik extrem geschützt vom offenen Meer liegt, hat es tatsächlich so ruhiges Wasser, dass man auch abends rudern kann. Gerne erinnere ich mich an meine eigene Ruderkarriere im Damenruderclub in Zürich, die dann aber doch relativ bald ein Ende fand, weil das frühe Aufstehen einfach nicht zu meinem Nachteulen-Biorhythmus passen wollte.

Der kleine Hafen geht in eine Promenade über, an dem viele kleine Beizen liegen, in denen auch schon gemütlich palavert und getrunken wird. Im Sonnenuntergang kommt der cremefarbene Kalkstein gut zur Geltung, aus dem die gesamte Altstadt seit dem 11. Jahrhundert errichtet wurde. Auch die berühmte Kathedrale des Hl. Jakob, die zum Unesco-Weltkulturerbe gehört, ist komplett aus diesem Stein erbaut und voller beeindruckender Steinmetzarbeiten. Aber nicht nur das ist eine Gemeinsamkeit mit Dubrovnik, das so viel berühmter ist.

Wie viele Orte Dalmatiens ist auch Šibenik auf verschiedene Hügel gebaut und somit besteht es aus Treppen, Treppen und nochmals Treppen. Uff, eine Stunde Step-Aerobic ist ein Dreck dagegen! Wir steigen hoch bis zu einer der vier Festungen, die aber leider bald schliessen wird und so geniessen wir die Aussicht nur vom anschliessenden Friedhof, einem besonders schönen Exemplar mit ebenfalls besonders schönen Gräbern und Statuen (hatte ich erwähnt, dass ich Friedhöfe SEHR mag?) 😉

In einer gemütlichen Open-Air-Bar am Fuss der Festung St. Michael machen wir eine Pause, bestellen einen Hugo mit frischer Pfefferminze aus dem hübschen Kräutergarten und lauschen gemeinsam einem Zoom auf dem Handy, zu dem ich just an diesem Abend angemeldet bin. Der sympathische Dauerreisende und Balkan-Experte Christoph von camper-joe.de liefert uns live spannende Infos über Montenegro, denn da wollen wir im Anschluss an Kroatien auch noch hin. Ich war zwar vor zwei Jahren schon mal dort, aber Profitipps kann man immer brauchen. 🙂

Danach ist es genügend spät für eine Pizza in einem Mini-Restaurant der Altstadt und ich habe das Glück, dass es dort welche mit Trüffeln gibt und das auch noch bezahlbar. Eigentlich sollten wir ja lieber einheimische Ćevapčići essen, aber uns ist generell nicht nach Fleisch und ich hatte schon soooooo lang keine Pizza mehr. Und auch kein speziell grosses Glas Roséwein zusätzlich zum vorherigen Hugo – der Spaziergang nach Hause durch die warm beleuchteten Gassen fällt bei mir jedenfalls sehr beschwingt aus. 😉

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Am nächsten Vormittag…

…verabschiede ich Peter und Ruth, die weiter wollen, arbeite ein bisschen und laufe nachmittags nochmal in den Ort, weil ich immer noch nicht genug Treppen gestiegen bin. 😉 Ich recherchiere noch ein bisschen zur Geschichte und erfahre, dass die Stadt lange unter venezianischer Herrschaft lag, was sie aber immerhin davor bewahrte, von den Osmanen erobert zu werden. Deshalb sieht man auch immer wieder den venezianischen Löwen auf Fresken und als Steinskulptur. Auch die Habsburger haben später der Stadt architektonisch ihren Stempel aufgedrückt.

Aber was mir jetzt niemand glauben wird, ist, dass dieser Ort mit heute gerade mal circa 40.000 Einwohnern 1895 die erste elektrische Strassenbeleuchtung weltweit (!!!) erhielt. Ernsthaft! Nix Paris, London oder New York! Šibenik!!! Und zwar kam das daher, dass 15 km landeinwärts in Jaruga ebenfalls eines der ersten Wasserkraftwerke europaweit erbaut wurde und sie wohl nicht wussten, was sie mit dem ganzen Strom anfangen sollten. 😉

Du siehst also, wenn du deinen nächsten Kroatien-Urlaub planst, sollte Šibenik noch VOR Dubrovnik auf deiner Liste stehen. 🙂

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Die Niagarafälle en miniature

Von Šibenik zu den tausend Wasserfällen vom Krka-Nationalpark

Heute möchte ich mich erstmal bei all denen bedanken, die meine Berichte so gerne lesen, dass sie mich fragen, wann ich ein Buch daraus machen werde. Das ist leider deutlich schwieriger, als man es sich vorstellt, selbst heute noch. Aber mal sehen, ich bin dran…

Hauptsächlich schreibe ich die Reiseberichte ja für meine Tante Hedy in Berlin, die sich nach einem schweren Schlaganfall nicht mehr bewegen kann und so wenigstens ein bisschen mit dabei ist. Ihr Schicksal durch diese Vollbremsung in ihrem Leben ist auch einer der vielen Gründe, warum ich für mich wichtige Dinge wie das Reisen nicht bis zur Rente aufschieben will. Zu viele Freunde von mir haben das Rentenalter nie erreicht.

Ich freue mich deshalb auch immer besonders, wenn ich jemanden dazu inspirieren kann, früher aus dem Hamsterrad auszusteigen, um mehr Zeit für seine wichtigen Projekte im Leben zu haben. Das muss ja nicht für jeden das Reisen sein, zuhause ist es ja oft auch schön.

Aber soooo schön, wie bei den Wasserfällen des Krka-Nationalparks im Hinterland von Šibenik kann es zuhause kaum sein. Ähnlich wie an den Plitvičer Seen 150 Kilometer weiter nördlich, an denen ich als Teenie mal war, ist der Krka-Nationalpark eine geschützte Wasser-Landschaft. Grosse Seen wechseln sich mit hunderten von Wasserfällen ab, die sich durch die Karstlandschaft fressen. Das plätschert und rauscht, das gluckst und prasselt um einen herum, dass es eine wahre Freude ist. Und dazwischen quaken Frösche und Kröten, fliegen Reiher und Enten, surren Libellen und Bienen, strahlen Hunderte wilde gelbe Irisblüten um die Wette. Als Zweibeiner darf man sich nur auf angelegten Holzpfaden durch diese grün-flimmernde Wildnis bewegen, um die Natur so wenig wie möglich zu stören. Und das ist auch gut so.

Der Aufenthalt in diesem Naturspektakel lädt einen regelrecht mit Energie auf – die übrigens nebendran auch in diversen Wasserkraftwerken gewonnen wird. Schon im Mittelalter und bis ins 20. Jahrhundert bauten die Menschen Mühlen am Fluss Krka und nutzten die Wasserkraft, um alle Arten von Körnern zu mahlen. Viele dieser Mühlen sind heute noch erhalten, wobei die meisten natürlich zu Restaurants oder Souvenirläden umfunktioniert wurden.

Auch in Krka bin ich froh, dass ich schon Ende April dort bin, denn im Sommer schubsen sich die Touristen sicher gegenseitig beim Fotografieren von den Holzstegen ins Wasser, so voll wird es dann sein.

Ich will – wie so oft – eigentlich nur einen Tag bleiben, kann mich dann aber von diesem atemberaubenden Stück Natur kaum losreissen. Am ersten Tag stehe ich oberhalb der nördlich gelegenen Roski Wasserfälle an einem Seitenweg der dort kaum befahrenen Landstrasse und während der Tayfun das Hochplateau nach Mäusen absucht, kurve ich mit dem E-Bike eine lange Serpentinenstrasse hinunter und auch fleissig wieder hinauf (ein bisschen Sport muss ja auch ab und zu sein). Abends fahren wir zum Bootsanlegeplatz des Visovački-Klostermuseums, das auf einer kleinen Insel mitten in dem langgestreckten See liegt, den die Krka dort bildet.

Da alle Bustouristen bei Sonnenuntergang schon längst wieder Richtung Hotel chauffiert wurden, bietet sich mir ein Idyll der Ruhe bestehend aus einem einsamen Angler auf dem Bootssteg und einem Liebespärchen auf einer Bank am Rande des Sees. Seufz! Vielleicht fange ich doch noch irgendwann mit dem Angeln an. Da kriegt man zur Meditation im besten Fall noch ein Abendessen dazu! 🙂

Wir übernachten an einem gemütlichen Platz zwischen Pinien, auf dem offensichtlich auch die Einheimischen öfters stehen und ein Abendbier trinken, jedenfalls gibt es da wieder einiges aufzulesen, speziell kleine Wodkashot-Flaschen und Bierdosen. Jedenfalls schlief ich dort auch ohne Bier wie ein Baby, wahrscheinlich wegen der anstrengenden Fahrradtour (jaaaa, auch mit einem E-Bike muss man bergauf noch was tun!!!).

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Noch mehr Wasser von allen Seiten

Am nächsten Tag gebe ich mir die südlichen Wasserfälle bei Lozovac und meine Handykamera platzt fast aus allen Nähten, weil ich das tosende Wasser in so vielen Filmen und Fotos festhalten muss und mich stundenlang gar nicht am vielen Grün sattsehen kann.

Der Kater erwartet mich bei meiner Rückkehr schon schnarchend auf dem Fahrersitz, denn er kann ja über die Katzentreppe immer rein und raus, wie er mag. Ist schon schön, wenn jemand zuhause ist, wenn man nach einem anstrengenden Touristentag heim kommt. 😉 Auch wenn dieser Jemand dann immer gleich nach seinem Abendessen verlangt, anstatt mir meines vorzubereiten! Und Autofahren hat er auch immer noch nicht gelernt, der kleine Racker! Also muss er den Fahrersitz räumen und wir fahren noch ein Stück in den Süden, wo uns der zypressengesäumte Friedhof von Trogir mitsamt einem Haufen Friedhofskatzen schon als Schlafplatz erwartet. 🙂

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Kroatien wie aus dem Bilderbuch

Von Krka in das hübsche Städtchen Trogir (Kroatien)

Je mehr ich Richtung Süden komme, desto mehr erscheint mir die kroatische Küste wie eine Perlenkette, auf der ein Bijou nach dem anderen aufgefädelt ist. Die Palmen werden immer mehr, das Meer wird türkiser und endlich wird auch das Wetter „Kroatien-like“. Aber natürlich nehmen auch die Touristen zu – dabei sind wir immer noch weit in der Vorsaison! Und ich bin erst im kleinen Trogir und noch nicht im berühmten Dubrovnik. Dafür spielen die Preise bereits bei den ganz grossen mit bei 2 Euro für eine Kugel Eis! Kein Wunder, dass viele Kroaten seit der Einführung des Euro Anfang 2023 stöhnen und jammern. Aber das haben wir damals vor 22 Jahren ja auch gemacht.

Ich sitze in einem der gefühlt tausend Cafés der Altstadt, vor mir einen Erdbeerpfannkuchen und einen Smoothie als Belohnung dafür, dass ich zwei Stunden mit dem E-Bike um die Altstadtinsel von Trogir herum und über die vorgelagerten, hügeligen Inseln gekurvt bin. Jaaa, auch mit dem E-Bike ist das eine Leistung, die belohnt werden will!!! 😉 Und was fast noch toller ist als der leckere Pfannkuchen mit den gesunden Erdbeeren ist das Beobachten der Passanten. Was man da nicht alles sieht und hört! Die reinste Theaterbühne. Direkt vor meiner Nase treffen sich zwei kroatische Damen im Rentneralter und da ich kein Wort von dem verstehe, was sie reden, interpretiere ich einfach etwas in ihr Händegefuchtel rein. Als die eine ihr Hosenbein hochzieht, geht es sicher um ihre Krampfadern, was von der anderen mit sichtbarer Anteilnahme kommentiert wird.

Drei Minuten später zerrt eine Mutter ihren plärrenden Sohn aus einer Eisdiele, in die er ihr entwischt war – konsequenterweise ohne Eis! Laut herauslachen muss ich, als ein winziger Yorkshire-Terrier im pinkfarbenen Hundegeschirr direkt an der gegenüberliegenden Hausecke ein Mini-Häufchen macht und ihn sein ebenfalls pink gekleidetes Frauchen rigoros am Schwanz packt, hochhebt, bis die Hinterpfoten in der Luft baumeln und sie ihm mit einem Taschentuch erst den Hintern und danach damit noch den Gehsteig sauberwischt. Sowas habe ich echt noch nie gesehen!

Alle 10 Minuten bleibt eine Touristengruppe genau vor meinem Café stehen und falls ich die Sprache verstehe, erfahre ich viel Spannendes über Trogir. Zum Beispiel, dass es schon über 2000 Jahre alt ist und ich vor dem ältesten, noch stehenden Haus der Stadt sitze. 900 Jahre hat es schon auf dem Buckel. Ausserdem hat es wohl schon im Mittelalter immer mal wieder Überschwemmungen gegeben, nur dass die Leute früher froh darüber waren, weil es in der Stadt mangels Kanalisation so schmutzig war, dass es der Stadt gut tat, wenn sie einmal kräftig durchgespült wurde. Gestärkt und mit diesem wichtigen Wissen im Gepäck mache ich mich auf zu einem Rundgang durch die labyrinth-artigen Gassen.

Die Altstadt von Trogir ist wirklich wunderhübsch, aber mir ist sie definitiv zu „touristifiziert“. Nirgendwo gibt es einen normalen, authentischen Laden, im Prinzip wechseln sich nur Restaurants, Gelaterias, Boutiquen und Souvenirläden ab. Trotzdem bemühe ich mich, meiner Rolle als Touristin gerecht zu werden und fotografiere wie eine Wilde.

Eine schöne Entdeckung mache ich noch im Hafen: es gibt offensichtlich noch andere, denen ein sauberes Meer bzw. eine saubere Natur wichtig ist.
Neben einem Tauchboot steht ein grosser Container übervoll mit schlamm- und algenbedeckten Reifen, Netzen, Metallschildern und vielem undefinierbaren Müll mehr. Offensichtlich das Ergebnis einer Sammelaktion, entweder im Hafenbecken oder im Meer. Leider verpasse ich es, nach den Initiatoren zu fragen und sie zu ihrem Fang zu beglückwünschen bzw. sie für die Aktion zu loben.

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Kochen mit Aussicht

Danach geht es zurück zum Groblje (= Friedhof) des Ortes, neben dem wir die letzte Nacht recht ruhig gestanden haben, abgesehen von diversen Fliegern, die frühmorgens im Landeanflug auf den Flughafen Split über uns hinweg donnerten. Der Tayfun hat sich inzwischen mit den Friedhofskatzen angefreundet und gemäss Tracking-App noch ein bisschen die Nachbarschaft unsicher gemacht. Ich sammle ihn ein und fahre noch für den Rest des Tages an einen kleinen Strand, um zu arbeiten und später im letzten Licht des Sonnenuntergangs zu kochen.

Mit offener Schiebetür und dem Blick auf die flackernden Lichter des Hafens schmeckt meine Lieblingscurrygemüsepasta gleich nochmal besser. Bevor ich aber aufgrund der Riesenportion in eine Fressnarkose falle, schnappe ich den Kater, der aufgrund der vielen Erlebnisse des Tages sofort auf meinem Schoss ins Koma fällt und schnarcht und wir fahren weiter in den Süden zum nächsten schönen Ort….

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Eine weitere Perle in der Kette

Von Trogir in das noch hübschere Städtchen Omiš (Kroatien)

So enttäuscht ich unterm Strich vom bereits viel zu touristischen Trogir bin, so positiv überrascht bin ich von Omiš, 25 Kilometer südöstlich von Split. Die Lage ist aber auch einfach perfekt. Omiš liegt an der Mündung des Flusses Cetina und die Altstadt schmiegt sich an steile Felsen, die die Bucht schützend zu 2/3 umgeben. Mittig in dieser Wölbung klebt ein steinerner Turm an den Felsen, zu dem man einige steile Treppen hinaufsteigt.

Dann muss man noch an einem graubärtigen Ticketverkäufer vorbei, der schon vor Langeweile seinen Kopf in die Hand stützen muss, so wenig ist in der Vorsaison los. An dem Mini-Gärtchen neben seinem Tickethäuschen sieht man, dass er die letzten Wochen sogar genügend Zeit zum Gärtnern hatte. Es hat ein Olivenbäumchen und drumherum sind ordentlich Margeriten, Lavendel und Rosmarin angeordnet.

Und dann schon wieder Treppen! Diese sind jetzt so steil, dass man schon fast auf allen Vieren hochkrabbeln muss. Drinnen im Turm gibt es nochmal zwei Holzstiegen und die letzten Meter muss man eine verrostete Eisenleiter hochsteigen, um auf die oberste Plattform zu kommen. Und dann ist es nur noch ein „booaaahhh“ und Augenreiben, denn die Aussicht ist spek-ta-ku-lär! Von hier oben kommt die Bucht mit ihrem (für Kroatien raren) Sandstrand erst so richtig zur Geltung. Dazu die lange Mole, die den Fluss ein Stück ins türkisene Meer begleitet, die Altstadt mit ihren roten Ziegeldächern und Kirchtürmen und das viele Grün überall – da stören nicht mal die wenigen gruselig-grauen Bauten, die noch vom Sozialismus übriggeblieben sind.

Ich mag gar nicht mehr in die Stadt hinuntersteigen, so schön und vor allem ruhig ist es hier oben. Nur ab und zu muss so ein typisch mediterraner, testosterongeplagter Motorradfahrer mit seiner getunten Maschine extrem laut Gas geben, so dass man ihn noch bis nach Split hört. Ansonsten höre ich die Bienen summen, die die vielen Blumen beglücken, die sich in den Ritzen der senkrechten Mauern festkrallen. Und erträglich leise höre ich die Menschen unten in den Cafés der Altstadt ratschen und lachen. Einfach nur hier sitzen und auf die gegenüberliegende Insel Brac schauen, fühlt sich einen Moment wie Ferien an.

In denen ich aber nicht bin, denn ich reise und arbeite gleichzeitig und das kann auch ganz schön anstrengend sein. Ferien sind ja zum Erholen und Faulenzen da, was ich beides nicht tue. Naja, ersteres vielleicht ein bisschen, aber das Faulenzen kommt definitiv zu kurz in den letzten Tagen. Zum Arbeiten kommt ja noch dazu, was ich das „tägliche Monster-Management“ nenne (zuhause heisst es Hausarbeit 😉 ).

Abgesehen von den kleinen Verwüstungen, die der Tayfun täglich mit seinem Fellwechsel und Katzenstreu anrichtet, will immer alles schön aufgeräumt sein, damit es einem in den Kurven nicht um die Ohren fliegt. Um Strom muss ich mich ja glücklicherweise nicht kümmern, denn der kommt hier selbst bei schlechtem Wetter zuverlässig von oben. Aber nach Wasser muss ich immer mal wieder die Augen offen halten und auch die Trockentrenntoilette will ab und zu geleert werden. Ich muss sogar ab und zu das Monster und vor allem seine vielen Fenster putzen, sonst sehe ich morgens nicht mehr aus dem „Schlafzimmerfenster“, wo ich schon wieder gelandet bin. Übrigens, lustigerweise hat der Van genau so viele Fenster wie meine letzte grosse Wohnung, wenn man die Dachluke und das Bullauge mitrechnet. 😀

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Naja, dies nur als kleiner Exkurs…

…damit ihr mich nicht zu sehr beneidet. 😉 Ich steige also wieder runter in die Stadt und wende mich zum Strand, der selbst heute am Sonntag und bei schönster Sonne nur von wenigen Einheimischen mit ihren Kindern besucht wird. Vor einem Café an der Promenade wird unter den Pinien Boccia gespielt, was für mich ja immer maximalen Chill-Faktor hat, nur schon vom Anblick.

Aber auch die Schattenseiten Kroatiens sind präsent, denn an prominenter Stelle steht ein Denkmal für die im Krieg der Neunzigerjahre Gefallenen des Ortes. Und es ist so ein ganz anderes Denkmal, als wie man es sonst kennt, mit heroischen, Flagge hissenden Soldaten und so. Es handelt sich um eine hohe, mehrfach in sich gebogene Bronzewand. Um die eingeprägten Namen mit der Jahreszahl des Todes haben verschiedene Menschen grosse und kleine Handabdrücke hinterlassen, die manchmal auch nur ganz schwach sind und damit wirklich etwas gespenstisches haben.

Sie erinnern mich – mal wieder – daran, dass das Leben etwas sehr flüchtiges ist und man es deshalb so viel wie möglich mit LEBEN verbringen sollte und nicht immer nur mit arbeiten.
Falls ich je mal wieder eine Bestätigung brauche, dass ich auf dem richtigen Weg bin, meinen Traum vom Arbeiten & Reisen zu verwirklichen, werde ich mich an diese Skulptur erinnern.

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Das Monster macht Wellness

Von Omiš in die erholsame Seenlandschaft von Baćina (Kroatien)

Schon seit einigen Hundert Kilometern zeigt mir das Kontrollpanel vom Monster an, dass es gerne einen kompletten Motorölwechsel hätte. Bisher konnte ich es immer auf Montenegro vertrösten, weil ich dort eine super Werkstatt kenne, die mir vor zwei Jahren ein Radlager ersetzt hat. Aber kurz nach Omiš geht auch noch eine rote Leuchte an und da ein funktionierendes Monster für Tayfun und mich essentiell ist, suche ich eine Werkstatt auf unserem Weg nach Dubrovnik über Google Maps und werde kurz vor dem kleinen Ort Baćina fündig.

Praktischerweise scheint es dort auch ganz hübsche Seen drumherum für die Wartezeit zu haben und so steuern wir den „Auto Service Grunf“ an. Per Google Translator auf dem Handy wird ein Termin für den nächsten Morgen ausgemacht und so habe ich noch den ganzen Nachmittag Zeit, um mir die schöne Gegend anzuschauen. Ungeplant ist so etwas doch immer noch am tollsten und dem Tayfun ist es eh wurscht.

Ich fahre also von der Landstrasse runter, durchquere den Mini-Ort Baćina, schlage mich nach links in ein Wäldchen und finde mal wieder so einen wunderbaren verlassenen Platz am See, dass ich jauchzen und jubeln könnte. Zwar nicht über den Müll, den diverse Idioten hinterlassen haben, aber so kann ich der Natur wenigstens etwas für den wunderbaren Platz zurückgeben, indem ich sie sauberer verlasse, als ich sie vorgefunden habe.

Bei meinem Rundgang, auf dem der Tayfun mich begleitet, finde ich einen verlassenen, mit vielen Graffiti besprühten und vom Wald schon halb überwucherten Pavillion aus Beton und im Schilf ein verlassenes Holzboot. Perfekt für eine kleine Fotosession, da kann die Touristin in mir natürlich nicht widerstehen. 😉

Und als um mich herum alles wieder schön ordentlich und mein Aszendent Jungfrau befriedigt ist, schwinge ich mich auf mein E-Bike und kurve einmal um den kleineren See und da mir der Allerwerteste noch nicht genug weh tut, gleich nochmal um den grösseren See von beiden. Offensichtlich ist alles inzwischen ein grosses Naturschutzgebiet und nur ab und zu findet man mal ein altes verlassenes Ferienhäuschen. Ansonsten ist es nur ein einziges Froschquaken und Vogelzwitschern – herrlich! Natur pur!

Sogar eine kleine, von der EU finanzierte Vogelbeobachtungsstation gibt es. Zwischen beiden Seen gibt es viele offene Gärten, in denen hauptsächlich Feigen wachsen. Tja, schade, dass noch nicht Saison ist – ich LIEBE Feigen! Ansonsten prägen Olivenbäume das Bild und viiiiieeel Schilf um die Seen, die den traumhaft blauen Himmel spiegeln, herum.

Wieder beim Van angekommen, gibt es einen Tee aus meiner Lieblingstasse (jawohl, die mit den Magnolien aus Ljubljana) und während der Tayfun draussen im Laub herumraschelt, schreibe ich Geschichten, schneide Videos und atme den wunderbaren Duft der Pinien um mich herum ein.

Habe ich schon gesagt, dass ich regelrecht SÜCHTIG nach dem würzig-harzigen Pinienduft bin? Und überhaupt nach Pinienwäldern!
Diese luftigen Wälder mit viel Platz dazwischen, um sogar Monstervans wie meinen in den braun-grünen Schatten zu stellen. In dieser Nacht schlafe ich mal wieder wie ein Baby!

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Am nächsten Morgen…

…bringe ich das Monster zu seiner Wellness-Behandlung, wobei ich noch froh bin, dass nicht ich mich in die schaufelförmigen, ölverschmierten Hände des Mechanikers begeben muss, sondern „nur“ mein Auto. Gekonnt balanciert er den riesigen Van auf eine Mauer, um von unten an die Ölwanne und den Filter zu kommen, denn in die kleine Werkstatt passt mein Zuhause natürlich nicht.

Mit Argusaugen überwache ich, ob mein Van auch gut behandelt wird, aber der Meister weiss schon, was er tut und so können wir eine Stunde später mit frischem Öl, dafür um einige Euro ärmer Richtung Dubrovnik düsen.

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Willkommen im kroatischen Disneyland

Von Baćina nach Dubrovnik, dem Drehort von “Game of Thrones”

Es ist immer gefährlich, wenn Freunde einem schon vor Jahrzehnten von einer ach soooo schöööönen Stadt vorgeschwärmt haben und man sie dann besucht, nachdem eine weltberühmte Serie dort gedreht wurde – speziell in Zeiten von Instagram & Co.

Man KANN eigentlich nur enttäuscht sein. Tja, so ging es mir mit Dubrovnik. Nicht, dass ich nicht schon vorgewarnt gewesen wäre. Aber da ich eigentlich schon bei meiner ersten Balkan/Türkei-Reise von vor zwei Jahren nach Dubrovnik wollte, dann aber kurz vorher nach Mostar, Sarajevo und von dort aus Zeitgründen nach Bulgarien abgebogen bin, wollte ich es dieses Jahr trotz einiger Bedenken einfach mal durchziehen.

Tja, was soll ich erzählen? :-/ Der Stau geht schon los, bevor ich nur das Ortsschild erreicht habe und direkt dahinter empfängt mich bereits das erste riesenhafte Kreuzfahrtschiff, das nichts Gutes verheisst. Auf Google Maps habe ich vorab einen relativ grünen Parkplatz für den Tayfun beim etwas am Stadtrand liegenden Krankenhaus von Dubrovnik rausgesucht, ich kann ihn also laufenlassen und mit dem E-Bike in die Stadt düsen.

Da der Verkehr immer nerviger wird, je näher ich zur Altstadt mit ihrer beeindruckend dicken Mauer komme, denke ich mir, ich schaue mir das Gewimmel lieber erst mal aus sicherer Entfernung an und fahre mit der – aus der Schweiz importierten – Seilbahn auf den Hausberg. Und der Blick von da oben ist natürlich sehr schön, das blaue Meer glitzert und da die vielen Touristen klein sind wie Ameisen, stören sie noch nicht so arg. Ansonsten ist es dort oben eher karg, es hat noch eine verfallene Festung, aber da gibt es nicht viel zu sehen, also entscheide ich recht bald, den Serpentinenweg nach unten zu nehmen.

Schon in der ersten Serpentine finde ich heraus, dass es auch ein Kreuzweg ist, denn es hat in jeder Kehrung eine Bronzetafel mit einer Station des Leidenswegs Christi drauf. Und passend dazu hat man den Weg extra felsig und steinig gelassen, so dass man verdammt gut aufpassen muss, sich beim Abstieg nicht die Haxen zu brechen. Einige Touristen sind so tapfer und laufen die Serpentinen in der Nachmittagshitze nach oben, die sehen dann auch recht leidend aus.

Nach 17 Kehren bin ich unten, muss noch über eine vierspurige, stark befahrene Strasse und dann geht es los mit den Treppen runter Richtung Altstadt. Hatte ich nicht schon von Šibenik gesagt, dass eine Besichtigung dort krasser als eine Stunde Step-Aerobic ist? Die Stadt ist also bergauf gut für einen schönen Po, aber runterwärts schlecht für eh schon lädierte Knie! Ich wurstele mich durch die vielen Gassen zurück zu meinem E-Bike und irgendwie langt es mir für heute bereits. Die Altstadt gebe ich mir morgen.

Auf dem Rückweg suche ich mit dem Velo die wenigen grünen Ecken Dubrovniks nach einem schöneren Stellplatz ab und werde auch tatsächlich etwas oberhalb des Krankenhauses fündig. Dort, in einer Sackgasse unter wunderschönen Pinien, störe ich niemanden und der Tayfun kann am nächsten Tag in meiner Abwesenheit in Ruhe Mäuse jagen.

Die Altstadt von Dubrovnik war ja ab 2011 Hauptdrehort der zweiten Staffel von Game of Thrones und so beeindruckend und gut erhalten sie auch ist, diese Filmberühmtheit hat ihr nicht gut getan (vergleichbar mit Venedig). Schon jetzt ganz am Anfang der Saison ist es einfach viel zu voll. Nicht mal ein Eis mag ich mir kaufen, weil vor jeder Gelateria eine zehn Meter lange Schlange steht.

Und ich bin wirklich durch alle Gassen gelaufen: es gibt NICHTS authentisches mehr, nirgends! Es ist eine Aneinanderreihung von Hotels, Restaurants, Boutiquen, Galerien mit kitschigen Bildern, Minimarkets und Game of Thrones-Souvenirshops. Schon allein, um nur auf der circa zwei Kilometer langen Mauer um die Altstadt entlangzulaufen, zahlt man 35 Euro Eintritt. Dasselbe gilt für die Palazzos und Kirchen – will man alte Kulturgüter sehen, wird man auf Schritt und Tritt gemolken. Ich biege also in die Seitengassen ab und finde wenigstens dort noch ein paar nette kleine Alltagsszenen.

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Da der Himmel nach Gewitter aussieht….

….schwenke ich spontan auf ein Indoor-Programm um und statte dem MOMAD (Museum of Modern Art Dubrovnik) einen Besuch ab. Keine Sekunde zu früh: kaum habe ich den Eintritt bezahlt, fallen die ersten Tropfen!

Das Museum zeigt eine Auswahl zeitgenössischer kroatischer Künstlerinnen, wobei in vielen Werken der Balkankrieg der 90er Jahre thematisiert wird. Aber wie so oft bei moderner Kunst: wenn einem die Intention der Künstlerin nicht erklärt wird, steht man ratlos davor.

Fazit: Kroatien hat sooo viele schöne Orte, deshalb spar dir bitte Dubrovnik, ausser du warst im vorigen Leben ein Schaf und liebst es, in einer Herde unterwegs zu sein. Oder du bist Frühaufsteher, denn zwischen 6 und 9 Uhr morgens ist Dubrovnik sicher noch im Dornröschenschlaf, bis es von der ersten Busladung Touristen wachgeküsst wird.

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Hallo Montenegro…..und tschüss!!

Von Dubrovnik auf direktem Wege nach Sveti Stefan (Montenegro)

Noch so ein Land, von dem viele schwärmen, so dass die Erwartungen bei der Einreise schon hoch sind. Das kleine Land zwischen Kroatien und Albanien hat 620.000 Einwohner, von denen 150.000 in der Hauptstadt Podgorica und der Rest gefühlt komplett an der Küste lebt. Man muss sich vorstellen, dass Montenegro gerade mal ein Fünftel der Grösse des Bundesland Bayerns hat, aber immer noch gut fünf Mal grösser als Luxemburg ist. Das Hinterland ist angenehm dünn besiedelt und es hat wunderbare Nationalparks, in denen man wunderbar wandern, kayaken und raften kann.

Von der Nord- bis zur Südgrenze am Meer entlang sind es gerade mal 125 Kilometer, für die man allerdings drei Stunden braucht, da man entweder die Fähre benutzen muss, um den Eingang der grossen Bucht von Kotor zu überqueren oder einmal um diese Bucht herumfahren muss. Da ich mir in Kroatien recht viel Zeit gelassen habe, entscheide ich mich nach langem Hin und Her, Montenegro nur zu durchfahren, da ich sonst extra eine SIM-Karte kaufen müsste, weil Montenegro ja (noch) nicht in der EU ist (verwirrenderweise ist der Euro aber bereits die offizielle Landeswährung).

Ich war ja vor zwei Jahren auf meiner Rückreise aus der Türkei eine Woche in Montenegro und mir hat damals die Tara-Schlucht und der Durmitor-Nationalpark im Norden sehr gefallen. Ausserdem war ich am Skutarisee im Süden des Landes ausreiten und habe dort grosse Herden von Wildpferden von ganz Nahem gesehen, was mich sehr beeindruckt hat.

Dann fand ich als Katzenfan natürlich Kotor sehr hübsch, das zur Zeit der venezianischen Herrschaft erbaut wurde und wo Katzen fast wie Könige verehrt werden. Die Souvenirshops sind voll von Abbildern der frechen Mäusejäger und es hat einen Platz in der Altstadt, wo sich besonders viele Katzen mitsamt ihrem putzigen Nachwuchs tummeln.

So schnuckelig ich die kleinen Tierchen auch fand, so sehr habe ich mich auch gefragt, ob da einfach der Natur ihren Lauf gelassen wird oder wenigstens die Kater kastriert werden. Offensichtlich werden die Katzen aber gut gefüttert – ob von den Einwohnern der Altstadt oder den Touristen? Schwer zu sagen. Auf alle Fälle erinnert mich Kotor wie auch Budva an die gesichtslosen kroatischen Vorzeige-Touri-Städte Dubrovnik und Trogir. Schön und pittoresk – aber irgendwie ihrer Seele beraubt.

So adrett und sonnig Montenegro sich auch den vielen Touristen (sie erwirtschaften mehr als ein Viertel des BIP des Landes!!!) präsentiert, mir fehlte schon vor zwei Jahren irgendwie etwas. Vielleicht eine gewisse Authentizität? Ich kann es wirklich schlecht sagen, aber mein Herz hat es einfach nicht berührt und Freistehen mit dem Camper wird sowieso gleich an der Grenze mit grossen roten Schildern verboten. So unwillkommen möchte ich deshalb dieses Mal einfach nur bis nach Albanien durchfahren.

Die Fährfahrt, mit der ich den Weg um die Bucht von Kotor abkürze, macht mir aber Freude wie immer. Der Tayfun verpennt das ganze Spektakel, was ich überhaupt nicht verstehen kann. Ich stelle mich wie eine Galionsfigur vorne an die Verladerampe und freue mich am glitzernden Wasser ringsum und wie schnell uns das gegenüberliegende Ufer entgegenfliegt.

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Eine Stunde weiter bei Sveti Stefan….

….erinnere ich mich allerdings, dass hier einer der schönsten Plätze war, an denen ich jemals gestanden habe. Ich habe ihn zwar nicht im Google Maps gespeichert, aber ich finde die richtige Abzweigung hinter dem Ort, fahre ein paar Serpentinen hinunter und lande auf einem lange verlassenen Campingplatz hoch über dem Meer mit atemberaubender Aussicht auf die kleine vorgelagerte Insel vor Sveti Stefan mit ihren Geisterhäusern und geschlossenen weissen Fensterläden.

Von vor zwei Jahren weiss ich noch, dass die gesamte Insel in den 60er Jahren von einer Luxus-Hotelkette aufgekauft wurde. Die Einheimischen wurden damals umgesiedelt und ihre Häuser luxuriös restauriert. Jetzt dürfen nur noch diejenigen die Insel betreten, die sich das schweineteure Privatresort leisten können.

Und angesichts der vielen geschlossenen Fensterläden scheinen das nicht viele zu sein, oder sie kommen halt erst in der Hauptsaison. Bis dahin stehen diese schönen Häuser leer. Was für eine traurige Entwicklung! Wahrscheinlich liegt hier der Grund dafür, dass ich mit Montenegro einfach nicht warm werde. Die Zielgruppe ist eine ganz andere.

Ich erfreue mich mit Tayfun jedenfalls an dem schönen Anblick und einem spektakulären Sonnenuntergang, mache noch eine kleine abendliche Müllsammelrunde als Dank für diesen schönen Platz und freue mich schon auf die Fahrt nach Albanien am nächsten Morgen.

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Ups, hier fehlen circa 2500 Kilometer…

Meine Reise durch Albanien und Griechenland folgt in Kürze

Das kommt davon, wenn man nicht mehr Urlauberin ist, sondern digitale Nomadin, die ebenfalls einige Stunden am Tag arbeiten muss, wie jeder normale Mensch daheim auch. Irgendwann überrollen die Ereignisse die Zeitfenster zum Schreiben und so hinke ich mehr und mehr hinterher. Aber in Albanien und Griechenland habe ich so viel Interessantes erlebt und so viel Schönes gesehen, das werde ich auf alle Fälle noch aufschreiben und dann nach und nach hier einfügen.

Aber jetzt geht es erstmal weiter mit den aktuellen Reiseberichten aus der Türkei….


Willkommen im Land des Willkommens

Von Ipsala an der türkischen Grenze bis Çanakkale an den Dardanellen (Türkei)

Bist du schon mal über eine Grenze gefahren, an der der Grenzbeamte nicht nur wortlos und mürrisch deinen Pass gescannt, sondern dich mit einem breiten Lächeln willkommen geheissen hat? Also mir ist das jetzt schon im dritten Jahr hintereinander passiert und zwar jedes Mal an der türkischen Grenze. Letztes Mal wurde ich sogar schon mit Namen begrüsst wie eine alte Bekannte und ich sage dir: es fühlt sich tatsächlich wie „Nach-Hause-kommen“ an.

Noch ein paar Kilometer hinter der Grenze hüpft mein Herz in der Brust und ist glücklich, wieder im Land des ständigen „Hoşgeldiniz!“ (= Willkommen!) zu sein. Bisher war es ja wirklich eine traumhafte Reise ohne grosse Pannen und durch wunderbare Länder, aber erst jetzt fühle ich mich als Van-Reisende richtig pudelwohl.

Auf dem Weg nach Ipsala, dem ersten Ort hinter der Grenze, wo ich eine türkische SIM-Karte organisieren will, frage ich mich ernsthaft, warum die Türkei mich jedes Mal wieder so emotional macht. WAS habe ich die letzten Jahre nur vermisst, was ich in diesem Land so offensichtlich finde? Ich denke, es ist diese unglaubliche Herzenswärme, die mir jedes Jahr wieder entgegenschlägt. Diese Unkompliziertheit, dass ich mich eine Woche vorher bei meinen türkischen Freunden anmelden darf und einfach nur gesagt wird: „Komm einfach, egal wann, wir warten schon auf dich!“.

Sicher ist es auch die Tatsache, dass Camper hier wirklich herzlich willkommen sind, egal wo, und mir das eine örtliche Freiheit erlaubt, die ich nicht mal in Griechenland hatte (dort sind Camper ausserhalb von Campingplätzen auch nur geduldet und das fühlt sich nicht schön an). Und ich fühle mich inzwischen nun mal so durch und durch als Nomadin, dass ich glücklich bin, wenn ich einfach irgendwo mitten in der Natur stehen darf, wo ich niemanden störe und der Tayfun möglichst safe herumspazieren kann. Zum Dank verlasse ich meine Schlafplätze dafür auch immer sauberer als ich sie vorgefunden habe – was südlich der Schweiz nicht schwierig ist. :-/

Nachdem also mein ach so wichtiger Zugang zum Internet gesichert ist, schwinge ich mich in den ersten Supermarkt und kaufe zwei Dinge, auf die ich mich schon seit Wochen freue: Ayran und Kirschsaft! Die Türken werden sich jetzt mit Grausen abwenden, aber für mich gibt es nichts erfrischenderes bei der Hitze, als diese Mischung, nämlich 4/5 Ayran und darauf 1/5 Kirschsaft für den Geschmack und die rosa Farbe. 😀 Das ergibt einen leckeren, eiskalten Joghurtdrink, der einem auch das ständig ausgeschwitzte Salz zurückgibt und das werde ich die nächsten Tage auf meinem Weg nach Kappadokien noch brauchen.

Dann geht es auf die Landstrasse, die ich aus den letzten Jahren ebenfalls in bester Erinnerung habe. In der Türkei sind nämlich zumindest die Landstrassen zwischen den grossen Städten immer doppelspurig und einer Autobahn absolut ebenbürtig – und das absolut gratis! Man bekommt viel mehr mit vom Land, wenn man etwas langsamer fährt und kommt trotzdem zügig an. Wobei das mit dem „langsamer“ eh relativ ist: erlaubt sind 90 km/h, aber wer fährt das schon, wenn man zwei Spuren perfekten Asphalt für sich hat. Da ich mich ja grundsätzlich den Fahrgewohnheiten der Einheimischen anpasse, komme ich recht schnell an den Dardanellen an, der Meerenge zwischen dem europäischen Festland und dem Orient.

Da ich als nächstes meinen guten Bogenreiterkumpel Enis in der Nähe von Izmir besuchen will, setze ich diesmal mit der Fähre von Kilitbahir nach Çanakkale über und muss beim Warten auf die Fähre mal wieder grinsen, wie anders es hier zugeht als bei uns im Norden. Kilitbahir ist ein sehr kleiner Ort mit einer schmalen Durchgangsstrasse und für die Autos, die auf die Fähre warten, steht praktisch kein Platz zur Verfügung. 50 Meter vor dem Fähranleger bleibt man also auf der Strasse in der Warteschlange stehen und blockiert so komplett die eine Strassenseite. Was machen jetzt also die Autos, die durch den Ort müssen? Sie quetschen sich in einem chaotischen Tohuwabohu aneinander vorbei und irgendwie klappt das sogar ohne Hupen und Gefluche, ausser es kommt ein dicker Bus, dann ist kurz mal Verstopfung angesagt. Aber auch dann wird entspannt so lange herumrangiert, bis der dicke Bus durch ist. Wir Deutschen bzw. Schweizer hätten schon längst den Fähranleger verlegt oder einen genügend grossen Parkplatz geschaffen – aber hey, es geht doch auch so! Wo könnte man sonst seine Fahrkünste auf engstem Raum beweisen? 🙂

Auf der Fähre muss ich natürlich wieder alle Treppen ganz nach oben klettern, lasse mir den ziemlich heftigen Seewind um die Nase wehen und schaue den Einheimischen zu, wie sie die Möwen füttern, die ihnen virtuos im Flug die Brotstücke aus der Hand schnappen. Und ich fühle mich so wunderbar, dass ich platzen könnte! Drei Monate Türkei liegen vor mir und ich habe mir fest vorgenommen, es diesmal auch endlich in die Osttürkei, sowie nach Georgien und Armenien zu schaffen. Immerhin habe ich durch meinen ortsunabhängigen Job nach hinten raus kein Zeitlimit mehr – ausser den Winter, den ich lieber noch weiter im Süden verbringen möchte. Rate mal wo? Das Land fängt mit „M“ an. 🙂 Aber bis dahin ist noch viel Zeit, die mit vielen Abenteuern gefüllt werden will.

Auf Google Maps habe ich mir bereits wieder einen schönen Platz ausserhalb von Çanakkale am Meer gesucht und steuere ihn zügig an, damit ich mich noch pünktlich in ein Teammeeting per Zoom einwählen kann. Ist ja super, dass man solche Meetings egal wo durchführen kann, aber ich wollte doch lieber den Blick auf den Sonnenuntergang haben als auf die Strasse. Der Zugang zum ausgesuchten Strand ist aber nicht da, wo er sein sollte, deshalb muss ich doch noch ein bisschen herumkurven und fahre etwas abgelenkt und leichtsinnig einen mega steilen Sandweg hinunter, wo ich mich erst unten frage, ob ich den mit meinem dicken Monster überhaupt wieder hochkomme. Aber egal, da kann ich mir morgen den Kopf drüber zerbrechen. 😉

Auf alle Fälle ist mein erster Schlafplatz in der Türkei mal wieder grandios gewählt.
Mit Blick auf den Sonnenuntergang verfolge ich den Team-Zoom gemütlich in meine Sitzhängematte gekuschelt, derweil der Tayfun die zwei anwesenden Strassenhunde misstrauisch von der erhöhten Küchenzeile aus beäugt. Sobald die Arbeit für heute erledigt ist, gehe ich für ihn mal schauen, wie die Hunde so drauf sind. Es sind sehr hübsche Kangal-Mischlinge (Kangals sind riesige türkische Hirtenhunde), die zwar einen hungrigen, aber trotzdem überaus freundlichen Eindruck machen. Die Hündin hat noch dazu einen ganz zauberhaften Welpen dabei, der genau so hübsche weisse Vorderpfoten hat wie sie.

Da ich ja eh kochen muss, mache ich ihnen eine grosse Portion Nudeln mit und opfere eine von Tayfuns geliebten Entenpasteten, damit wenigstens noch ein bisschen Fleisch daruntergemischt ist. Und natürlich wird alles ratzeputz verspeist. So traut sich der Kater auch an den Hunden vorbei und verschwindet für’s erste in der Nacht, um sich die Pfoten zu vertreten.

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Irgendwann im Halbschlaf…

…höre ich draussen Stimmen, aber da ich mich in meinem Van sehr sicher fühle, schlafe ich gleich wieder ein. Am nächsten Morgen stellt sich heraus, dass ich Nachbarn bekommen habe und zwar fünf turkmenische Studenten aus Istanbul, die mir in perfektem Englisch erzählen, dass sie das Ende des Semesters mit einer Rundreise durch die Türkei feiern – in EINEM Auto und EINEM Zelt!!! Sofort packt mich allein in meiner Luxuskarosse das schlechte Gewissen, aber hey, ich bin auch dreissig Jahre älter als diese Jungs und habe mir den Luxus lange und hart erarbeitet! 😉 Trotz der beengten Platzverhältnisse haben sie einen Samowar dabei und so bekomme ich einen frisch gebrühten Tee zum Frühstück. Ich erzähle ihnen, dass ich auch schon mal turkmenische Bogenreiter auf einem türkischen Turnier kennengelernt habe und deshalb weiss, wo Turkmenistan überhaupt liegt (nördlich von Iran und Afghanistan östlich vom kaspischen Meer).

Sie helfen mir dann noch, den schönen Platz vom Müll zu befreien, denn in diesem Punkt hat die Türkei sich leider in keinem Fall verbessert und staunen dann darüber, wie ich ruckzuck die Schneeketten montiere. Die Strategie habe ich mir nämlich ausgedacht, um den krass steilen und sandigen Hang wieder hochzukommen. Und was soll ich sagen: es funktioniert! Das Monster kraxelt trotz seiner 3,5 Tonnen und dem Heckantrieb wie eine Bergziege den Sandweg hinauf. Puuhh, nochmal Schwein gehabt! Die Studenten mit ihrem kleinen Corsa wären mir ja echt keine Hilfe gewesen. Schnell montiere ich die Schneeketten wieder ab und auf geht es in Richtung des Ausgrabungsortes Troja, den ich mir auf dem Weg zu Enis noch anschauen möchte.

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Mara’s Reise-Q&A

Meine Antworten auf die zehn häufigsten Fragen an mich zum Leben im Van

Wieviel hat dein Van gekostet?

Den Ford Transit L4H3 von 2016 habe ich in Deutschland gekauft, so dass er mich innen komplett „nackig“ nur um die 15.000 Euro/CHF gekostet hat (inkl. Import-Kosten, Zoll, Steuer, etc.). Der Ausbau hat mich dann sehr viel mehr gekostet, als ich gedacht habe, aber ich wollte auch nur die besten Komponenten (510 Watt-Solar, LiFePo4/200 Ah-Batterie, Standheizung, Heisswasserboiler und Drucksystem, Drehsitze vorne, elektrische Motorradwinde, Aussendesign und viele Fenster) und habe die ganz schwierigen technischen Sachen auch von einem Profi machen lassen. Das zahlt sich jetzt aus, denn es funktioniert alles tip top und ich bin komplett autark. Dadurch kam der Ausbau dann doch komplett auf circa 22.000 Euro/CHF, aber man kann das alles abgespeckt auch sicher für 10.000 Euro/CHF haben.

Meine Arbeitszeit ist da natürlich nicht reingerechnet. Da ich für den Ausbau zwei Jahre gebraucht habe und meine Wohnung in der Zeit zu 2/3 untervermietet war, konnte ich das gesparte Geld immer gleich in den Van stecken, sonst hätte ich es auch nicht finanzieren können. Aber jetzt profitiere ich täglich davon, auch wenn mich meine Untermieter:innen manchmal ziemlich Nerven gekostet haben.

Was kostet eine Reise, wie du sie gerade machst?

Was sie kostet, ist wirklich völlig individuell. Ich brauchte auch zuhause immer nur wenig Geld, ging praktisch nie essen oder auswärts etwas trinken. Wichtiger war mir immer, dass ich ZEIT für mich habe und ich höchstens 60% arbeiten muss. Auch sinnlos shoppen hört von selbst auf, wenn man im Van nur 8 qm Platz hat. 😉

Während der Reise 2023 hatte ich zuhause praktisch keine Kosten, weil ich meine Wohnung untervermietet hatte. Das ist in der Schweiz grundsätzlich erlaubt, wenn man dem Vermieter Bescheid gibt. Und auch in Deutschland ist es oft möglich, wenn es zeitlich begrenzt ist und man nett fragt.

Dann hängen die Kosten natürlich sehr von den Ländern ab, die man bereist. Wenn es unbedingt der Norden, England oder die Schweiz sein muss, kann das Budget schon mal explodieren. In der Türkei dagegen könnte ich mit meinem Ersparten ewig bleiben, wenn ich ein längeres Visum bekäme. Überhaupt sind alle Länder südöstlich der DACH-Länder sehr günstig (naja, ausser vielleicht noch Slowenien – und Kroatien zieht leider gerade auch heftig an) und dabei sehr spannend und trotzdem sicher zu bereisen. Einfach nicht auf die vielen Vorurteile hören und dafür die grenzenlose Gastfreundschaft und Unkompliziertheit geniessen!

Da ich immer wieder nach genauen Zahlen gefragt werde, habe ich sie 2023 mal aufgeschrieben (da bin ich 5 Monate über Italien/Österreich/Ungarn/Rumänien in die Türkei, dort drei Monate geblieben und über Bulgarien/Serbien/Kroatien/Slowenien wieder zurück). Insgesamt waren es 1.600 Euro für Tanken, Maut und Parken, 400 Euro für Autoreparaturen, 1.160 Euro für Essen und Einkaufen, 235 Euro für Campingplätze, 450 Euro für Klamotten, 110 Euro für Eintritte, 180 Euro für den Tayfun (Futter und Tierarzt), 360 Euro für Sonstiges, NUR 40 Euro für einen Strafzettel in Slowenien und ebenfalls NUR 90 Euro für Spass (bei mir fast immer Reiten). Dazu kommt noch das Auslandsroaming vom Handy und die Autoversicherung. Grössere Pannen hatte ich letztes Jahr glücklicherweise keine einzige, dafür sollte man aber immer Rücklagen haben.

Dieses Jahr liege ich von den Kosten her bisher ähnlich, nur dass ich für Klamotten viel weniger ausgebe, weil ich ja wirklich schon alles habe und ich mir vorgenommen habe, mehr Geld in SPASS zu investieren! 😀

Und wie finanzierst du deine Reisen?

Ich habe wirklich drei Jahre lang die Augen und Ohren offen gehalten und habe endlich das Glück, ortsunabhängig arbeiten zu können. Das ganze in einer Branche, die extrem am Wachsen ist und wo Teamarbeit, Persönlichkeitsentwicklung und gezieltes Coaching gross geschrieben wird. Man ist allerdings nicht fest angestellt, sondern baut sich nach einem fixfertigen und seriösen Businessplan sein eigenes Unternehmen auf. Eigeninitiative, Disziplin und eine klare Vision, wo du hinwillst, sind also unabdingbar. Wenn dich das interessiert, schreib mich gerne an und ich erkläre es dir in einem persönlichen Gespräch.

Ausserdem habe ich mein Erspartes sehr gut angelegt, denn auch da gibt es heutzutage weit bessere Renditen als beim klassischen Bausparvertrag. 😉 Ich kann jetzt also tatsächlich reisen gehen, so lange ich möchte und ich bin extrem dankbar für dieses Leben.

Ich möchte allerdings auch ganz klar sagen, dass es dazu auch von meiner Seite erstmal viel Arbeit an mir selbst (Thema: Persönlichkeitsentwicklung!) gebraucht hat. Ich musste viele Vorurteile über Bord werfen und mich weit aus der Komfortzone begeben, um dort hinzukommen, wo ich jetzt bin. Vor einem Jahr hätte ich mir zum Beispiel niemals vorstellen können, meine sichere Wohnung aufzugeben oder mich vor eine Videokamera zu stellen. Es brauchte viel innere Arbeit, um alte Glaubenssätze aufzulösen und nach dem Burnout wieder Vertrauen ins Leben und in meine vielen Fähigkeiten zu gewinnen. Und vor allem braucht es täglich Entscheidungen! Abwarten und rumeiern ergibt KEIN erfülltes Leben. MACHEN heisst die Devise! 🙂

Hast du nie Angst?

Ich habe keine Angst, aber Respekt vor schwierigen Situationen. Speziell seit meinem Burnout, weil ich nicht mehr sehr resilient bin und Rückschläge bzw. Sorgen nicht mehr so gut vertrage. Zum Beispiel die Sorge, dass dem Tayfun oder dem Monster etwas passiert. Aber da ich 2022 auch schlimmere Pannen in the middle of nowhere gut gemeistert habe, fühle ich mich inzwischen eigentlich allem gut gewachsen. Zumindest dem, was auf Reisen so schiefgehen kann. Aber eigentlich macht es mehr Sinn, sich erst dann Sorgen zu machen, wenn man wirklich ein konkretes Problem hat und nicht schon vorher. Das muss man einfach gut verinnerlichen – auch wenn man nicht auf Reisen ist. Man macht sich ja sonst nur die Lebensfreude kaputt. Das sagt sich oft aber leicht und ist dann doch recht schwer.

Grundsätzlich fühle ich mich sehr sicher im Van und ich bin ja auch – toi toi toi – noch nie überfallen oder bestohlen worden. Ich habe aber auch ein ganz gutes Bauchgefühl und bin noch dazu ein Sonntagskind. 😉

Hast du nie Probleme mit Männern?

Hmmm. Definiere Probleme. 😉 Grundsätzlich bin ich ja sehr gross, rothaarig und kann ziemlich deutlich werden, das hilft schon mal. Falls das doch mal nicht reicht, habe ich in meiner Jugend auch noch jahrelang Taekwon-Do und Kickboxen gemacht. Im Notfall gebraucht habe ich das aber noch nie. Trotzdem kann es schon mal passieren, dass man hier in der Türkei unmoralische Angebote bekommt, die man aber klar und deutlich ablehnen kann und das wird sofort akzeptiert. Es nervt zwar, mit den Touristinnen in eine Schublade gesteckt zu werden, die zum Männer-aufreissen in den Süden kommen, aber naja. Es kann ja nicht NUR Vorteile haben, als Frau allein unterwegs zu sein.

Und ich habe auch einige sehr nette anständige Männer auf der Reise kennengelernt, deshalb fände ich es ungerecht, um ALLE einen Bogen zu machen. Ich bin einfach immer nett und höflich und wenn das Gespräch eine doofe Wendung nimmt, werde ich abweisend und habe auch schon mal einem die Schiebetür vor der Nase zugeschlagen.

Wie machst du das mit dem Duschen?

Ich habe mir eigentlich eine Dusche in den Bus gebaut. Das ist der halbhohe Kubus gegenüber der Küchenzeile, den man aufklappen und mit einem Duschvorhang versehen kann, so dass man mit dem ausziehbaren Wasserhahn der Küche darin warm duschen kann. Das Wasser fliesst danach in den Abwassertank, aber ich brauche die Dusche eh fast nie, deshalb steht die Trockentrenntoilette drinnen.

Im Winter war ich ja noch in Luzern und habe zuhause geduscht und im Sommer lege ich mir zwei 1,5 Liter-Wasserflaschen vorne auf das Armaturenbrett und dusche so warm draussen im Bikini vor dem Bus (ich stehe ja fast immer in der Pampa weitab von irgendwelchen Menschen). Dabei kann ich natürlich keine normale Seife benutzen, aber es gibt prima Naturprodukte ohne jegliche Tenside. Die nehme ich natürlich auch, falls ich im Bus dusche bzw. wenn ich abwasche, damit ich das Wasser überall entsorgen kann. Ist eigentlich alles unkomplizierter als man denkt.

Wo gehst du auf’s Klo?

Ich habe eine Trockentrenntoilette, die tatsächlich super funktioniert. Wenn man das Feste vom Flüssigen durch einen speziellen Einsatz trennt, stinkt es kaum. Höchstens im Sommer mal, dann muss man es halt öfters leeren oder Essig oder Zitronensaft reintun. Entsorgt wird das Flüssige mit Wasser verdünnt in der Natur oder in einer Toilette, das Feste mit dem Hamsterstreu kommt entweder auf einen Kompost oder in den normalen Hausmüll.

Wie findest du deine Schlafplätze?

Meistens durch Google Maps. Ich habe inzwischen schon einen Blick dafür entwickelt, wo man am besten stehen kann. Am sichersten und ruhigsten schlafe ich neben Friedhöfen (ausser es steht eine Kirche daneben). Da ist es auch schön grün und es gibt immer Wasser. Es gibt auch noch Apps wie Park4Night, aber die nehme ich nur, wenn mir mal gar nichts Schlaues einfällt. Alles südlich von Montenegro bzw. östlich von Ungarn ist eh easy, weil es echt keinen interessiert bzw. die Menschen sehr gastfreundlich sind. Sie würden einen eher noch auf ihrem privaten Terrain willkommen heissen. Auch in Polen war es immer einfach, auch in den Städten, sogar im Sommer. Dort muss man halt manchmal Parkplatzgebühren zahlen, aber die halten sich immer im Rahmen.

Wo war dein schönster Schlafplatz und wo dein schlechtester?

Hmm, DER schönste und DER schlechteste fällt mir jetzt gar nicht ein. Ich bin ja kaum mal zwei Nächte am selben Ort, da verliert man ein bisschen den Überblick. Meine schönsten Schlafplätze sind immer dort, wo ich das Meer rauschen, das Schilf rascheln, einen Fluss plätschern, die Vögel zwitschern, Grillen zirpen oder Frösche quaken höre. Hier in der Türkei bzw. in Kappadokien habe ich das praktisch immer.

Schlecht sind nur die Plätze, wo nachts plötzlich laute Jugendliche auftauchen, die ewig keine Ruhe geben, wo man eine grosse Strasse zu laut hört oder wo man eine Bahnlinie oder Baustelle übersehen hat und morgens früh der Punk abgeht. Aber seit ich den Tayfun habe, suche ich eh immer etwas abgelegenes in der Natur, deshalb kommt das praktisch nicht mehr vor.

Generell ist aber ganz wichtig, dass man Geräusche von draussen NIE auf sich bezieht, sonst macht man sich komplett verrückt. Erst, wenn es anhaltend klopft und jemand sagt: „Aufmachen – Polizei!“, dann sollte man zumindest mal nachschauen (aber immer den Ausweis zeigen lassen, gell?) 🙂

Fühlst du dich nicht manchmal einsam?

Nein, wirklich nie! 🙂 Nicht mal, wenn ich Pärchen vor ihrem Van am Strand sitzen sehe, wie sie mit einer Flasche Wein den Sonnenuntergang betrachten (was aber praktisch nie vorkommt, da ich ja meist allein irgendwo in der Natur stehe). Ich erinnere mich nur zu gut daran, was für Kompromisse es ständig braucht, damit es zwei Zweibeiner auf maximal 8 qm2 aushalten. Da ist mir der Tayfun als Reisekumpan definitiv lieber! Niemand bringt mich so oft zum Lachen wie er. 😃 Ich habe auch ständig etwas zu arbeiten, herumzubasteln oder ein gutes Buch zu lesen, langweilig wird es mir also auch nicht.

Und es gibt zu dem Thema einen sehr wichtigen Spruch: „Allein ist man freiwillig, einsam ist man unfreiwillig.“ Es ist also einfach nur eine Entscheidung, ob man allein oder einsam ist.

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Und jetzt Vollgas Richtung Kappadokien

Von Çanakkale über Havran ins quirlige Eskişehir (Türkei)

Naja, Stop! Ganz so schnell geht es jetzt nun doch nicht in meine Lieblingsregion der Türkei. Schliesslich will ich auf dem Weg unbedingt noch meinen guten Kumpel Enis vom berittenen Bogenschiessen besuchen. Der hat einen neuen Sitz für seine Bogenreiterschule in der Nähe von Havran, 150 km südlich von Çanakkale, und da kann ich noch ein Stück am Meer entlangfahren und mir auf dem Weg die Ausgrabungsstätten Troja und Antandros anschauen. Troja ist mir allerdings mit 23 Euro Eintritt zu teuer (ich habe ja auf dem Weg hierher schon genügend Ruinen gesehen), ausserdem ist das trojanische Pferd gerade im Umbau.

Und auch bei Antandros habe ich kein Glück. Als ich an der vielbefahrenen Strasse Richtung Eingang laufe, kommt mir ein älterer Herr mit seinen Enkeln an der Hand entgegen, bleibt stehen und redet auf Türkisch mit mir. Ich entschuldige mich auf Englisch, dass ich ihn leider nicht verstehe und da schiebt er seinen circa 11-jährigen Enkel vor und der übersetzt, dass ich gar nicht zur Ausgrabungsstelle laufen muss, weil dort geschlossen sei. Ich bin völlig platt über seine Englischkenntnisse und der andere Junge sagt, sie würden es schon in der Grundschule lernen. Mit sichtlichem Stolz betrachtet der freundliche Herr seine Enkel und ich kratze alle meine Türkischkenntnisse zusammen und bedanke mich sehr herzlich bei ihnen für die Information, die mir ein gutes Stück Weg erspart hat. Ach, dieses freundliche und offene Miteinander hier ist doch einfach herzerwärmend! Der Herr hätte ja auch einfach an mir vorbeigehen können.

Ach ja, eine lustige Begebenheit war vorher auch noch: und zwar hatte ich auf der doppelspurigen, wunderbar ausgebauten Landstrasse hinter Troja tatsächlich mal ein Auto mit Zürcher Kennzeichen überholt (bisher waren mir auf der ganzen Strecke erstaunlicherweise kaum Schweizer untergekommen). Es sah auch sehr lustig aus: es hatte vorne zwei Schweizer Fähnchen an die Motorhaube geklemmt wie ein Diplomatenauto und auf den Türen Aufkleber wie bei einer Rallye. Wir überholten uns noch ein paar Mal hin und her und als ich zum Tanken rausfuhr, standen sie lustigerweise genau auf der anderen Seite der Zapfsäule.

Es handelte sich um Markus und Steven aus Langnau am Albis, wie ich nach Georgien und Armenien unterwegs. Dies allerdings nicht open end wie ich, sondern in nur drei Wochen, was ich extrem sportlich fand. Und eigentlich auch ein bisschen schade, wenn man bedenkt, wie viele zu besichtigende Schätze auf diesem weiten Weg liegen. Umso dankbarer bin ich bei der Gelegenheit mal wieder, dass ich mir meine Reisedauer selbst aussuchen kann. Ich darf mir für die gleiche Strecke circa acht Monate Zeit lassen – inklusive Rückweg! Jedenfalls ging es dann natürlich los mit dem Reiselatein! „Woher kommt ihr, wohin fahrt ihr, also wenn ihr dahin fahrt, müsst ihr unbedingt dort vorbeischauen“, etcetera…. 😃 Sie gaben mir einen tollen Tipp für meine Marokkoreise im Winter und ich empfahl ihnen wärmstens die verrückt-kunterbunte Höhlenpension von Almut für Kappadokien. Das war wirklich eine lustige Begegnung und wer weiss – man trifft sich ja immer zweimal im Leben.

Bei Enis angekommen werde ich erstmal von der gesamten Familie inklusive seiner Frau Çiğdem umarmt, denn die kennen mich schon aus den letzten zwei Jahren. Und ruckizucki werde ich in das daily Business integriert. Enis hat einen ganzen Schwarm Lokal-Journalisten da, mit Kameras und allem drum und dran, die über seinen neuen Reitstall am Rande eines Ausflugsparks von Havran berichten sollen. Und so darf ich gleich auf mein Lieblingspferd Doro steigen und zusammen mit zwei seiner Schüler eine kleine Vorführung geben. Wobei seine Schüler, kaum 11-jährig, die deutlich schnelleren Pferde haben und auch besser treffen als ich. Aber naja, da stehe ich drüber! 😉 Spass macht es auf alle Fälle wieder total und Doro macht einen super zuverlässigen Job.

Danach gibt es auf der Caféterrasse, die Enis Sohn Erdem und seine Frau Ipek managen, eine regelrechte Pressekonferenz, bei der wir alle hochprofessionell interviewt und gefilmt werden. Erdem übersetzt meine Antworten, warum ich den weiten Weg aus der Schweiz komme, um in der Türkei zu trainieren, aus dem Englischen ins Türkische und ich amüsiere mich prächtig. Aber eben, ohne eigenes Pferd hat man es in der Schweiz schwer, weil wir dort noch nicht die breite Infrastruktur haben. Deshalb ergreife ich immer jede Chance im Ausland, um im Galopp ein paar Pfeile loszuschicken. Irgendwann finde ich auch noch einen Platz, wo ich – wie vor Corona – wieder regelmässiger trainieren kann und auch wieder mehr Routine bekomme.

Da ich mir vorne auf dem Parkplatz beim Stall und beim Café zuviele Sorgen um den Tayfun mache (es hat die grosse Strasse und den freilaufenden Dobermann von Enis), frage ich, ob ich mich mit dem Van auch hinter die Tribüne stellen kann, dort, wo der Park losgeht, um dort zu übernachten. Da es schon stockdunkel ist, ist es gar nicht so einfach, zu sehen, wo ich am besten durchmuss. Plötzlich merke ich, wie der Boden weich wird und die Hinterräder keinen Schub mehr geben! Hilfe, ich habe mich festgefahren!!!! Bevor ich den Parkrasen durch hin- und herfahren noch mehr ruiniere, bleibe ich einfach stehen, wo ich bin, lasse den Tayfun raus und lege mich schlafen. Morgen bei Tageslicht sieht die Bescherung hoffentlich nicht mehr so schlimm aus! Wie so oft bin ich heidenfroh, dass man bei vielen Problemen im Van einfach eine Nacht drüber schlafen kann – und eine volle Kühlbox macht die Dinge auch immer weniger schlimm. 🙂

Am nächsten Morgen stehe ich (relativ) früh auf, um mich möglichst aus der Misere zu bugsieren, bevor mich irgendein Parkaufseher erwischt. Ich schaffe es tatsächlich auch mit etwas Schwung wieder rückwärts auf den Weg, aber schön sieht das natürlich nicht aus. Gut, dass ich immer eine Schaufel im Van habe (die habe ich in der Schweiz schon öfters zum Schneeschippen gebraucht). Mit der schaufele ich die gefahrenen Gräben einfach wieder zu und da es eh kein englischer, sondern ein türkischer Parkrasen ist, fällt es danach nicht mal so wirklich auf. Und hinter der Tribüne bin ich dann glücklicherweise auch niemandem mehr im Weg.

Als ich es Enis später beichte, klärt er mich auf, dass an dieser Stelle eine Wasserleitung im Rasen undicht ist und er hier deshalb, anstatt knochentrocken wie sonst im Park, total aufgeweicht ist. Im Dunkeln war das natürlich nicht zu sehen. Naja, ist ja nochmal gutgegangen. Bis zum Training am Abend habe ich noch viel Zeit, deshalb mache ich mich mal ans Fensterputzen, denn ich kann kaum noch aus dem Schlafzimmerfenster schauen vor lauter albanischem und griechischem Reisestaub. Und da ich grad dabei bin, bekommt das komplette Monster eine Wellnessbehandlung und die Solarpaneele werden auch mal wieder saubergewischt. Ausserdem tausche ich nach einem Jahr endlich die Filter meiner genialen Trinkwasseranlage unter dem Bett aus, was auch schon ein paar Monate fällig ist. Aber ich musste erst die richtigen nachgeschickt bekommen. Wie gesagt, Hausarbeit bleibt einem auch im Vanlife nicht erspart, nur heisst sie hier Vanarbeit! 😉

Nach dem abendlichen Training und einem SEHR leckeren Abendessen auf der Caféterrasse, das Erdem und Ipek gezaubert haben, habe ich irgendwie Hummeln im Hintern. Kappadokien ruft immer dringender und da ich wirklich gerne nachts fahre, fahren wir bis Mitternacht wenigstens noch zweihundert Kilometer Richtung Eskişehir, das ich mir gerne am nächsten Tag anschauen möchte.

Und die Stadt enttäuscht mich nicht: es ist zwar nicht sehr grün und so finden wir nichts, wo der Tayfun während meinem Stadtrundgang in Sicherheit spazieren gehen könnte, aber er ist eh noch müde von gestern und pennt einfach friedlich weiter. Eskişehir ist insgesamt recht modern, aber es hat ein hübsches kleines Viertel mit bunt restaurierten Häusern aus der osmanischen Zeit, die mich interessanterweise extrem an die in Plovdiv in Bulgarien erinnern.

Besonders die kleinen engen Strassenzüge zwischen der prächtigen Reşadiye Moschee und dem Fluss Porsuk, der sich mitten durch das Zentrum schlängelt, gefallen mir. Dort befindet sich der Basar der Stadt mit gefühlt Tausenden von kleinen Lädchen, manchmal nur 3 Meter breit. Besonders witzig finde ich die Läden, in denen alle Arten von getrockneten Dingen verkauft werden. Manche stehen in Säcken vor dem Laden, manche hängen aufgefädelt an der Decke, aber immer kann ich nur raten, was es sein soll. Allein die elektrische Mühle für den frisch gemahlenen türkischen Kaffee ist selbsterklärend. An der Mühle hängt eine Glocke, die bei Betrieb bimmelt, damit die Passanten aufmerksam werden, dass es dort frisch gemahlenen Kaffee gibt. Und es duftet natürlich auch sehr fein.

Irgendwo im Gewühl gibt es sogar kleine Küken zu kaufen und natürlich dürfen auch die obligatorischen Strassenhunde nicht fehlen, wobei die schon regelrecht gemästet aussehen, weil sie so viele Reste von den Restaurants bekommen. Auch nicht gerade gesund… 😕 Die Strassenkatzen dagegen bewundere ich massiv für ihren Todesmut. Wie die sich durch den massiven Grossstadtverkehr schlängeln, chapeau! Hier ist es garantiert kein Problem, dass sie nicht kastriert werden, denn es werden sicher locker so viele totgefahren, wie nachproduziert werden. 🙁

Ich bin hier:
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An einer blumenverzierten Brücke…

…muss ich noch sehr über die venezianischen Gondeln lachen, die ständig mit neuen Passagieren versehen den Fluss auf und ab schippern. Die Türken LIEBEN Kitsch und da stört sie es auch gar nicht, dass die Gondeln mit einem elektrischen Motor fahren und der „Gondoliere“ sein Ruder höchstens braucht, um die Gondel mal vom Ufer wegzustossen. Ich bin mir sicher, die wahren Gondoliere Venedigs würden sich arg in ihrer Berufsehre gekränkt fühlen, wenn sie diesen Abklatsch hier zu Gesicht bekommen würden. Aber wie man sieht, hatte hier mal wieder jemand eine geniale Geschäftsidee und solange die Menschen Freude daran haben und Geld verdienen können – so what!

Nach drei Stunden in diesem Gewühl bin ich total erledigt, wusele mich zurück zum Monster und bin froh, dass der Tayfun immer noch schläft und mich überhaupt nicht vermisst hat. Allerdings bin ich inzwischen komplett eingeparkt, aber nach einmal hupen kommt sofort jemand gerannt und winkt mich noch galant und mit einem Lächeln aus der Parklücke raus. Und so geht es weiter mitten rein in dieses schöne, abwechslungsreiche Land.

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Kappadokien – ich komme!

Von Eskişehir über den Tuz Golü bis ins Selime Valley (Türkei)

Nach der quirligen Grossstadt ist erstmal wieder Kilometer machen angesagt. Aber die Strassen sind super und die Landschaft der Zentraltürkei ist wunderschön anzusehen. Weizenfelder wechseln sich mit Sonnenblumenfeldern ab, darüber der blitzblaue Himmel und bei dem Anblick wird mir richtig sommerlich zumute. Umso trauriger bin ich über die Nachrichten aus der alten Heimat, dass es zwar nicht mehr so eiskalt, aber einfach ständig trüb und regnerisch ist. Für mich als ausgesprochenes Sommerkind wäre das schwer zu ertragen und umso glücklicher bin ich, hier sein zu dürfen.

Überhaupt zum Thema glücklich: ich merke mehr und mehr, wie gut mir die Reise tut. Hatte ich in Albanien noch einige schlaflose Nächte, was die Zukunft angeht, so fallen die Sorgen mehr und mehr von mir ab. Was natürlich auch daran liegt, dass ich den Rückhalt von einem so grossartigen Team habe, mit dem ich jede Woche in diversen Zooms an verschiedenen unternehmerischen wie auch persönlichen Zielen arbeite. In den letzten vier Jahren habe ich mich so an das Arbeiten per Zoom gewöhnt, dass es mir inzwischen in meinem jetzigen Dasein als digitale Nomadin völlig normal erscheint. Privat möchte ich die Menschen aber schon mal in den Arm nehmen können und deshalb bin ich jetzt auch wieder auf dem Weg zu einem guten Freund, nämlich Murat im Selime Valley.


Davor liegen aber noch gute fünf Stunden Fahrt, die ich dem Tayfun zuliebe am Tuz Golü, dem grossen Salzsee am westlichen Rand Kappadokiens, unterbrechen möchte. Der Tuz Golü ist ein Kuriosum, denn das Meer ist ja 350 Kilometer entfernt. Des Rätsels Lösung ist, dass der See keinen Zu- und Abfluss hat, sondern nur von Regen- und Grundwasser gespeist wird. Gelöste Mineralien sammeln sich also an und lagern sich am Rand vom See immer wieder ab. 70 % des Salzbedarfs der Türkei stammt vom Tuz Golü. Vorbei an solchen grossen Salzbergen, die auf ihre Verarbeitung zu Speisesalz warten, fahre ich also einen löchrigen Schotterweg am Seeufer entlang, bis wir mal wieder fern von jeglicher Zivilisation sind.

Ich steige aus und es herrscht eine so unglaubliche Ruhe, dass ich kurz meinen Ohren nicht traue. Immerhin hat es noch einen Hauch Wind, daher bin ich sicher, nicht taub geworden zu sein. Und das Salz am Ufer des Sees knistert beruhigend unter meinen Füssen. Und irgendwann miaut auch der Tayfun, dass er aussteigen will. Ich setze mich in meine heissgeliebte Hängematte in der Schiebetür und geniesse einfach nur diese himmlische Ruhe und den Blick auf den Sonnenuntergang. Manchmal wundere ich mich echt über mich selbst, wenn ich überlege, dass ich in meinen Zwanzigern der grösste Techno-Fan war und mir Musik nicht laut genug sein konnte. Und inzwischen ertrage ich weder Musik, noch viele Menschen, noch Verkehrslärm, noch bellende Hunde oder schreiende Kinder. Kein Wunder, dass ich immer unsozialer werde und mich nur mit dem Tayfun allein in der Natur am wohlsten fühle. Aber ganz ohne andere Menschen geht es glücklicherweise noch nicht, deshalb freue ich mich immer, wenn ich ab und zu mit meinen Freunden oder meiner Familie telefonieren kann.

Am nächsten Morgen öffne ich das kleine Fenster neben meinem Bett und geniesse zum Wachwerden den Blick auf die glitzernde weisse Fläche, die Ruhe für Augen und Ohren. Und erinnere mich daran, dass die Ruhe eigentlich ein sehr trauriges Zeichen ist, denn noch vor drei Jahren hat es an diesem See eine Flamingopopulation gegeben, der aber buchstäblich das Wasser abgegraben wurde, so dass die Tiere mangels Futter verhungern mussten. Der Grund dafür ist die exzessive Landwirtschaft in der Provinz Konya, für die immer mehr Pumpen das Grundwasser auf die Felder befördern, so dass der Grundwasserspiegel immer mehr sinkt und in sehr trockenen Sommern für den Tuz Golü nichts mehr übrigbleibt. Auf dem Satellitenbild auf Google Maps sieht man, dass von seiner ursprünglichen Grösse (er war mal der zweitgrösste See der Türkei nach dem Van-See) nur noch eine kleiner 15 Kilometer langer Rest Wasser am östlichsten Rand übrig ist.

Zu diesem Rest, der sich entlang der Landstrasse nach Aksaray erstreckt, brechen wir jetzt auf. Im Morgenlicht erscheint der Rest Wasser von weitem hellgrün, die ausgetrocknete Fläche dahinter rosafarben. Vögel sind keine zu sehen, ich komme aber auch nicht nah an den See heran, weil ich die schmale Zufahrt verpasst habe. Egal, jetzt geht es erstmal Richtung Selime Valley, vorbei am zweithöchsten erloschenen Vulkan Kappadokiens, dem 3.268 m hohen Hasandaği.

In einem kleinen Ort auf der Strecke kommen wir direkt an der lokalen Markthalle vorbei und ich stürze mich ins bunte Getümmel, um noch Obst und Gemüse für die nächsten Tage zu kaufen. Ich könnte ja stundenlang zuschauen, wie die Hausfrauen alle Früchte betatschen und wieder zurücklegen, wie die Verkäufer:innen mit einer Engelsgeduld abwiegen und einpacken, wie die Katzen sich im Rinnstein um irgendwelche undefinierbaren Reste balgen. Auch die Kinder der Bauern helfen schon ganz fleissig mit und der eine oder andere kann sogar ein bisschen Englisch, so dass ich nicht mal mit Händen und Füssen sagen muss, wieviel ich von was brauche. Als ich fünf kleine Zwiebeln kaufen möchte (ich brauche wirklich selten welche und will auf keinen Fall, dass sie kaputtgehen), bedeutet mir der auf dem Boden sitzende Bauer, dass ich mindestens ein Kilo nehmen muss und ruckzuck habe ich eine ganze Tüte voll Zwiebeln für 15 TL auf seiner altertümlichen Waage mit den kleinen Bleistückchen abgewogen bekommen. Da kann ich natürlich auch nicht mehr zurück und für 45 Cent bzw. Rappen kann man auch nichts sagen. Hmm, da muss ich die nächsten Tage wohl mal Zwiebelkuchen machen. 🙂

Im Selime Valley komme ich gerade recht zum Mittagessen, das mein guter Kumpel Murat mit seinem Kollegen im Wärterhäuschen am Eingang zum Tal zubereitet hat. Natürlich gibt es keine Ausrede, um nicht mitzuessen, auch wenn ich die angebratene Sucuk (Rindswurst mit Knoblauch und Paprika) verschmähen muss. Murat arbeitet normalerweise als Wächter im Ihlara Valley, das ich vor zwei Jahren besucht habe. Damals war ich unglaublich beeindruckt von den roten Steilfelsen, die das grüne Tal mit dem kleinen Fluss Melendiz einfassen. Über das im Sommer vielleicht 5 Meter breite Flüsschen lagen immer wieder behelfsmässige Brücken aus Brettern und Baumstämmen, die sich als Murats Werk herausstellten. Im Frühjahr werden sie meist von der Schneeschmelze (jaaaa, in Kappadokien liegt im Winter richtig Schnee!!!) wieder weggespült und dann baut er halt wieder neue.

Auch der Eingang des Häuschens, das er sich im Tal am Fuss der langen Eingangstreppe umgebaut hat, ist ein Sammelsurium von Schwemmholzstücken, die er mit ein bisschen Farbe zu Tieren und Kobolden verwandelt hat. Eigentlich wird alles, was er anfasst, kreativ und handwerklich geschickt zu etwas Neuem verarbeitet. Wahrscheinlich verstehen wir uns deshalb so gut, auch wenn die Konversation auf Englisch manchmal etwas holpert und auf Türkisch erst recht.

Das Selime Tal ist eine ebenso grüne Ader wie das Ihlara Tal, aber es liegt offener in der Landschaft, mit weicheren Konturen. Dafür beeindruckt es mit einer Art Festung, die allerdings nicht auf den Berg gebaut, sondern wie in Kappadokien üblich in den vulkanischen Tuffstein hineingeschlagen wurde. Letztes Jahr hat mir Murat eine Führung gegeben und wir kletterten mindestens zwei Stunden lang treppauf treppab durch die verschiedenen Höhlenräume. Die Festung beherbergt Wohn- und Lagerräume, ein byzantinisch-christliches Kloster mit Kapellen voller wunderschönen bunten Fresken mit biblischen Szenen und sogar eine Kelterei mit einer zweistöckigen Weinpresse.

Da die Menschen in Kappadokien im Mittelalter immer wieder schweren Angriffen aus dem Osten ausgesetzt waren, hatten sie sogar Ställe für ihr Vieh in den Berg gehauen. Nahte eine Gefahr, wurden die Tiere in Sicherheit gebracht, die Leitern zu den Eingängen eingezogen und diese mit schweren Rollsteinen verschlossen. Dann wurden die angelegten Lager mit Weizen, getrocknetem Fleisch und Früchten, eingelegtem Gemüse und gesammelten Nüssen essentiell zum Überleben, bis die Geduld der Angreifer erschöpft war. Und ich erinnere an meine Lieblingsläden in Eskişehir aus der letzten Reisegeschichte, wo man heute noch solche auf verschiedene Weise haltbar gemachten Lebensmittel kaufen kann.

Dieses Mal habe ich leider nicht ganz so viel Zeit mitgebracht, weil ich am Sonntagabend noch Patricia, meine liebe Freundin aus Kayseri, in Avanos treffen möchte, bevor sie am Montag für zwei Wochen nach Deutschland fliegt. Murat zeigt mir also nur kurz die andere Seite des Tals, wo sich viele Gärten der Bewohner des benachbarten Ortes Yaprakhisar befinden. Für sie machte es in den alten Zeiten mehr Sinn, vom Ort runter zu ihren Gärten direkt am Fluss zu laufen, als das Wasser mühsam in den Ort hoch zu Gärten hinter dem Haus zu schleppen. Mal abgesehen davon, dass am von Pappeln gesäumten Fluss auch viel geeigneterer Boden zum Anbau war als oben am trockenen Hang.

Bewässert werden die Gärten heute noch durch ein ausgeklügeltes Kanalsystem mit kleinen Schleusen und die Beete sind so clever angelegt, dass Gemüse, das viel Wasser braucht wie z.B. Tomaten, direkt am Auslass der Schleusen liegt. Ausserdem wachsen zwischen den verschiedenen Gemüsearten immer wieder Reihen von Zwiebeln oder Knoblauch als natürliche Schädlingsbekämpfung. Murat versichert mir, dass hier alles rein ökologisch angebaut wird. Und wie man nicht nur an den rappelvollen Aprikosenbäumen sieht, gedeiht alles prächtig.

Gedüngt wird mit den Hinterlassenschaften von Schafen, Kühen, Ziegen und Tauben, weswegen auch heute noch viele Bauern einen Taubenschlag besitzen. Die Ziegen kann ich kurz später um meinen Van herum grasend bewundern, der auf einer Wiese unter den schattigen Bäumen geparkt ist. Nur dem Tayfun sind sie gar nicht geheuer, er flüchtet sich vorsichtshalber auf einen Baum und betrachtet sie von oben mit grossen Augen. 🙂

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Zu dem Taubenmist noch ein kleiner Exkurs:

Es hat ja Hunderte solcher Höhlenkirchen in Kappadokien wie im Selime und Ihlara Tal. Bei den meisten kann man sehen, dass die eh schon kleinen Fenster nochmals zu kleinen Löchern zugemauert wurden und in die Wände ganze Reihen kleiner Nischen geschlagen sind. Wozu dient das nur, habe ich mich immer wieder gefragt? Murat erzählt, dass nach der Vertreibung der Christen durch die muslimischen Osmanen im ausgehenden Mittelalter die Kirchen zu Lagern und Taubenschlägen umfunktioniert (und damit leider entweiht) wurden.

Die Fenster wurden zum Schutz vor Raubvögeln zu möglichst kleinen Einfluglöchern verkleinert und in den zahlreichen Wandnischen nisteten die Tauben. Der Kot landete dann auf dem Boden und wurde als wertvoller Dünger gesammelt. Mit dem Aufkommen der chemischen Dünger in den 60er Jahren rentierte die Taubenzucht nicht mehr und irgendwann wurde der Wert der kulturelle Wert der Höhlenkirchen auch erkannt und sie wurden gereinigt, zum Teil restauriert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

In einer späteren Geschichte werde ich noch genauer auf diese faszinierenden Höhlenkirchen eingehen. Erstmal bedanke ich mich aber mal wieder bei Murat für seine Zeit und seine Gastfreundschaft, pflücke den Kater vom Baum und wir machen uns auf den Weg Richtung Avanos, auf dem noch einer meiner absoluten Lieblingsplätze Kappadokiens liegt…..

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