In der Regel versteht man unter “großem Wohnmobil” Gefährte, die etwa sieben Meter lang und 2,80 bis 3,50 Meter hoch sind. Auf das Chassis gängiger Kleintransporter (Fiat Ducato, Mercedes-Benz Sprinter …) werden von verschiedenen Herstellern (Dethleffs, Bürstner, Hymer …) voll ausgebaute, komfortable Wohnräume aufgesetzt. Drei und mehr Betten mit Normalmaß und guter Matratze, ein fest installierter Tisch mit vier Sitzplätzen, eine “richtige” Küche und viel Stauraum, meist sogar mit extra “Garage” außerhalb der Wohnkabine und ein separates Bad-Toiletten-Abteil (meist mit Dusche).
Die großen Wohnmobile haben meist bis 3,5 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht. Alle Fahrzeuge darüber sollten entweder mit sehr viel Erfahrung (Profi) gefahren werden oder benötigen einen anderen Führerschein. (Nur ältere Pkw-Führerscheine – vor 1999 – erlauben bis zu 7,5 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht.)
Bei den gängigen großen Mobilen wird unterschieden zwischen diesen Fahrzeugtypen (wobei es natürlich auch noch viel riesigere Offroad-LKWs oder Mobile in Reisebusformat gibt, die nur für “Fortgeschrittene” in Frage kommen):
Alkovenmobil
» ideal für Familien (weil der Bettenumbau entfällt)
Gilt quasi als der “Archetyp” und ist in vielen Ländern das Piktogramm des Wohnmobils. Mit der über dem Fahrerhaus weit vorgewölbten, markanten Nase trägt er auch den Spitznamen “Nasenbär”.
In dieser Koje (Alkoven) befindet sich ein festes, breites Doppelbett, das über eine Leiter zu erreichen ist. Die meisten Alkovenmobile haben ein bis zwei weitere feste Betten im Heck. Durch die wuchtige, hohe Form benötigen sie etwas mehr Sprit als andere Mobile. Sie punkten aber mit dem großzügigen Platzangebot, luftiger Innenhöhe und sehr viel Stauraum. Dazu schätzen die meisten Wohnmobilisten die gute Klimatisierungsmöglichkeit, da das ungedämmte Fahrerhaus vom Wohnbereich abgeteilt werden kann.
Teil- / bzw. Vollintegriertes Reisemobil
» ideal für Familien (die einen Umbau zum Schlafen akzeptabel finden)
» ideal für Paare (die nur für Gäste mehr als zwei Betten benötigen)
Integriert heisst bei beiden Versionen, dass die Fahrerkabine in den Wohnraum mit einbezogen wird. Durch Drehen des Fahrer- / Beifahrersitzes werden diese mit einem dahinter angeordneten Tisch und der Sitzbank zur Sitzgruppe.
Diese Mobile gibt es in verschiedenen Bettvarianten: mit Hubbett, das tagsüber an der Decke hängt und zum Schlafen abgesenkt wird (was damit die Sitzgruppe darunter blockiert), mit festem Bett im Heck, einem kleinen Alkoven oder mit Bettkombinationen.
Teilintegriert bedeutet, dass das Fahrerhaus des Grundfahrzeugs unverändert bleibt. Es wird nur eine kastenartige Wohnkabine aufgebaut. Der Vollintegrierte hat dagegen eine komplett neu konstruierte Außenhaut auf dem sogenannten “Windlauf”. (Als “Windlauf” bezeichnet man ein Fahrzeug ohne Karrosserie, nur mit Teilen des Führerhauses, also meist Frontmaske, Motorhaube, Kotflügel und Armaturenbrett.)
Vollintegrierte Reisemobile haben eine meist extravagante Ausstattung und eine herausragende Isolierung, die sich in allen Jahreszeiten positiv bemerkbar macht. Alle Modelle sind relativ aerodynamisch und damit spritsparend. Sie sind meist recht kompakt und gut zu fahren, aber insgesamt bei Anschaffung und Reparatur kostenintensiv (durch die geringe Stückzahl des recht individuellen Gesamtaufbaus).
Die Vorteile
Der größte Vorteil: Alle Schlafplätze sind stets aufgebaut. D. h., kleine Mittagsschläfchen sind zwischendrin für alle immer möglich (zum Beispiel im Stau vor der Grenze, bei einer Rast am Straßenrand oder während einer Fährfahrt).
Ein großes Womo ist innen natürlich sehr komfortabel, man hat immer Stehhöhe und kann sich gut darin bewegen. So ist es möglich, sich an Regentagen mal aus dem Weg zu gehen.
Im Prinzip kannst Du wirklich alles mitnehmen. Allerdings musst Du unbedingt darauf achten, dass dein zulässiges Gesamtgewicht (= das Leergewicht laut Fahrzeugschein plus Zuladung) nicht überschritten wird! Sonst wird es erstens unsicher (Bremsweg) und zweitens teuer (Polizei kontrolliert).
Toll: Die Kinder sitzen während der Fahrt (natürlich angeschnallt) am Tisch. D. h., sie können allein, miteinander oder mit dem Beifahrer malen, spielen, lesen, essen. So wird die Fahrt nicht als verlorene, langweilige Zeit empfunden, was den Eltern entspanntes Fahren und allen viele Kilometer mehr beschert.
Die Nachteile
Allerdings: Die ungewohnte Größe ist nicht leicht zu handhaben. Und wenn Du unsicher oder verkrampft mehrere hundert Kilometer fahren musst, hast Du wirklich keinen Spaß!
Am ungewohntesten ist die Höhe: Du musst dich daran gewöhnen, immer die ca. 3,50 Meter deines Gefährts im Blick zu haben! Die Höhenbegrenzungen beschildern oft erst das Hindernis selbst (Brücke, Durchfahrt). Oder Du findest gar keine Warnung (herausragende Balkone, tief hängende Äste). Das bedeutet, dass Du Dein Gefährt immer dreidimensional abschätzen musst, was wirklich anstrengend ist. Auch die Breite / Länge ist für Dich als Norm-Pkw-Fahrer neu. Enge Gassen, abschüssige Steilpisten, Rückwärtsfahren ohne Rückfenster …
Ganz schön hart am Anfang! Diese Masse an Auto bedeutet für manchen Fahrer sicher mehr Stress, als der Komfort wettmacht.
Du kommst nicht überall hin. Während kleinere Mobile auf normalen Parkplätzen parken können, bist Du entweder durch “Wohnmobil verboten”-Schilder ausgeschlossen (z.B. an Touristen-Hotspots) oder für die üblichen Parkbuchten zu lang/ breit. So kann schon ein Supermarkteinkauf am vollen Wochenende zur Nervenprobe werden. Auch spontanes Halten in kleinen Dörfern zum Eisessen machst Du mit diesem “Schiff” nur als abgebrühter Profi, der in wirklich alle Lücken rangieren kann. Es ist deutlich komplizierter, mit dieser Größe unterwegs zu sein.
Und natürlich sind die (zu den kleiner dimensionierten Modellen) relativ hohen Kauf- / Miet- / Unterhalts- / Fahrtkosten nicht zu unterschätzen!