1. Fahre mal erst allein eine Runde
Du steigst das erste Mal in Dein Mobil – es wird etwas dauern, bis Du Dich an Dein Fahrzeug gewöhnt hast, denn plötzlich hast Du ein vergleichsweise großes Gefährt unter Dir und musst Dich ohne die gewohnte Rundumsicht zurechtfinden. Beginne also das Wohnmobil fahren auf den ersten Kilometern besonders achtsam (erst einmal ungestört, vielleicht ohne Begleitung) und nutze einen Großparkplatz, um Dich in Ruhe eingewöhnen zu können.
Übrigens gibt es Sicherheitstrainings speziell zum Wohnmobil fahren. Diese werden deutschlandweit beispielsweise vom ADAC angeboten. Auch ein schönes Geschenk für etwas weniger mutige Beifahrer, die es leid sind, nur daneben zu sitzen…
2. Präge Dir die Womo-Maße ein
Es ist ausgesprochen wichtig, dass Du Deine Fahrzeughöhe auswendig weißt! Die meisten Höhenbegrenzungen werden erst direkt (!) am Hindernis ausgeschildert, so dass Dir nicht viel Reaktionszeit bleibt. Präge Dir außerdem ein, welches der tiefste Punkt deines Womos ist (z. B. der Ablasshahn), damit Du nicht aus Versehen aufsetzt. Auch die Gesamtlänge solltest Du im Kopf haben, denn an manchen Mautstellen und am Fährhafen wird nach der Länge des Fahrzeugs abgerechnet. Und Deine Mobilbreite ist u. a. an Autobahn-Baustellen entscheidend.
Tipp: Klebe Dir einen Zettel Deiner Gesamtmaße einfach ans Armaturenbrett.
3. Gewöhne Dich an Deine Dimensionen
Abbiegen:
Nicht zu früh einschlagen (über den Bordstein poltern), aber auch nicht zu weit ausholen (Gegenverkehr!)
Hecküberhang:
Betrachte ihn unbedingt auch mal von außen! Das Heck schwenkt (bei größeren Gefährten) wirklich weit und bedrohlich aus.
Außenspiegel:
Sie sind oft ungewohnt zweigeteilt. Mindestens im Weitwinkelspiegel solltest Du das Hinterrad sehen – erstaunlich, welch kleinen Winkel die Spiegel abdecken.
Einparken:
Mal alleine, mal mit einem Einweiser. Verabredet eure Gesten, die über den Rückspiegel kommuniziert werden.
4. Bleibe defensiv
Große Autos werden von allen gesehen. Meist werden gerade Camper automatisch mit einem »Touristenbonus« relativ zahm behandelt, vorgelassen und nicht (sofort) angehupt. Das »Recht« liegt natürlich immer bei den Jüngeren / Schnelleren / Einheimischen – aber meine Erfahrung nach vielen tausend Kilometern: In Ruhe und mit Blickkontakt, strahlendem Lächeln und vielen netten Handzeichen kommst Du und Dein Womo unbeschadet durch alle chaotischen Situationen.
Das Wichtigste ist: Lass Dich niemals drängeln! Es kann nicht mehr passieren, als dass Du angehupt wirst. Na und? Suche in aller Ruhe deinen Weg: Du kannst auch öfter durch den Kreisverkehr kurven, bis Du die richtige Abfahrt triffst, oder mehrmals die Hauptstraße auf und ab fahren, bis Du das Schild für die Landstraße findest.
Auch wenn viele hinter Dir ungeduldig sind – parke ganz langsam und mit Bedacht ein: Es ist für alle Beteiligten besser, wenn ein paar Gestresste ihren Frust an der Hupe auslassen, als wenn Du einen Schaden verursachst.
5. Bleibe im Fluss
Mit einer ruhigen Fahrweise kannst Du entspannt vorwärtskommen und dabei genussvoll noch viel von der Landschaft sehen. Wichtig dabei ist allerdings, dass Du den Verkehr hinter Dir immer im Blick behältst und ihn bei jeder sich bietenden Gelegenheit vorbeilässt. Fahr einfach mit den rechten Reifen auf den (oft großzügig breiten) Randstreifen (achte auf Löcher und abbröckelnde Ränder etc.), blinke dabei rechts und winke mit Deiner Linken die schnelleren Autos vorbei – sie werden Dir dankbar zuhupen.
6. Fahre nur ausgeruht
Fang unbedingt rechtzeitig an, Dir einen Schlafplatz zu suchen, am besten schon am frühen Nachmittag! Du hast ein ungewohnt großes Auto, fährst auf ungewohnt schlechten Straßen und dazu ungewohnt lange – bitte halt an, noch bevor Du Dich müde fühlst! Nur dann bist Du noch fit und vor allem geduldig genug, um nicht den erstbesten Campingplatz nehmen zu müssen, sondern kannst noch gut gelaunt nach einem besseren suchen. Und zu früh auf einem schönen Platz zu stehen, das gibt es nicht! Dann freust Du Dich, ihn nutzen zu können.
7. Mach viele Pausen
Steig aus und genieße! Pausen sind (vor allem auch mit Kindern!) Teil deiner Reise: Überall duftet es anders, Du siehst stehend noch mehr Details, Du kannst ins Wasser springen, ein Stück den Pfad entlangspazieren. Erkunde mit einem Eis in der Hand die kleinsten Gässchen des Dorfes, trinke einen Frappé mit den Füßen im Meer, kauf Dein Obst beim Straßenhändler, betrachte die Sehenswürdigkeiten … halt einfach inne! Nur wer Pausen macht, sieht tatsächlich etwas vom Land.
8. Missachte den Stau
Oft lösen sich Staus auf Autobahnen nach wenigen Stunden von selbst auf – nutze also dein Wohn(!)mobil und stell Dich auf den nächsten Autobahnrastplatz für ein lecker gekochtes Mahl, nimm die nächstmögliche Abfahrt für ein Mittagsschläfchen auf dem Feldweg, genieße eine Runde Kartenspiel, das nächste Kapitel in deinem Buch, einen gemütlichen Kaffee, die Besichtigung einer völlig unspektakulären Stadt … Erinnere Dich, bevor Du genervt bist: Du hast alles bei Dir, was Dein Leben abseits des Staus schöner macht – und dann fließt der Verkehr plötzlich wieder.
9. Vermeide Nachtfahrten!
Die Straßen sind tagsüber unübersichtlich genug. Gerade in südlichen Ländern »arbeiten« die Straßen selbst mehr, als daran gearbeitet wird: Sie rutschen ab, fallen in sich zusammen, bröckeln. Überall entstehen tiefe Löcher, Hügel, breite Risse… Du kannst in der Nacht nicht gut sehen, ob Anwohner zur »Verkehrsberuhigung« willkürlich krasse Schwellen auf die Straße gelegt haben, ob größere Brocken von der Felswand abgegangen sind oder ob der Straßenrand plötzlich fehlt.
Außerdem sind nachts viele frei laufende Tiere (Kühe, Wildschweine, Schafe oder Ziegen, streunende Hunde usw.) unterwegs.
10. Tanke rechtzeitig
Lass den Tank nie leerer als viertelvoll werden – Du weißt ja nie, was noch kommt. Vielleicht landest Du spontan auf einer Insel, auf der Tankstellen rar sind, oder Du fährst über einen unerwartet langen Pass, oder Du bist im Hinterland unterwegs, wo es nur Mini-Tankstellen gibt (die Du aus Qualitätsgründen besser nicht ansteuerst), oder Du gerätst in eine Gegend, die gerade großräumig nicht mit Diesel beliefert wurde, oder es herrscht plötzlich Streik …
11. Plane großzügig
Wenn Du deine Etappen gern im Voraus planst, dann bedenke bitte, dass das Reisen mit dem Womo deutlich mehr Zeit in Anspruch nimmt. Plane lieber etwas zu kurze Etappen, dann hast Du viel Luft für gemütliche Pausen, statt in Stress zu geraten. Zu früh anzukommen ist nicht möglich, aber gerade die großen Plätze schließen um spätestens 22 Uhr ihre Schranken, was unangenehmer für Dich ist, als ein paar Stunden länger auf dem Campingplatz zu verbringen.
12. Genieße den Fahr-Flow
Und dann, nach ein paar Kilometern »on the road«, sitzt Du plötzlich »über den Dingen«. Die Sicht wird weiter, das Fahren langsamer und damit entspannter, und in Dir stellt sich das tiefe Gefühl von absoluter Gelassenheit ein. Du lehnst dich zurück und kannst jeden Kilometer genießen – jetzt bist Du Wohnmobil-Reisender: im Fahr-Flow.