Wenn du vorhast, dich und dein Womo einige Kilometer übers Meer tragen zu lassen, du dir aber ein wenig unsicher bist, wie das funktioniert, kann ich dir nur ans Herz legen, es auszuprobieren: Es ist eine großartige Möglichkeit, deine Reise zu ergänzen und ganz entspannt im etwas weiter entfernteren Reiseland anzukommen!
Die wundervolle „Camping on board“-Option für Deine Wohnmobil-Reise
Wichtig für die Planung zu wissen: Für Wohnmobile gibt es auf manchen Fähren die Option „Camping on board“. Das bedeutet, dass Dein Gefährt auf dem „Open Deck“ parkt und für Dich während der Überfahrt (statt einer Kabine) ständig zur Verfügung steht.
Du hast Stromanschluss und stets freien Zugang zu diesem Deck, so dass Du in Deinem „Zuhause“ ganz gemütlich die Zeit mit Essen, Schlummern und Schlafen verbringen kannst. Leider bieten die Fährgesellschaften diese Möglichkeit nicht in jeder Jahreszeit und vor allem nicht auf allen Strecken an. Erkundige Dich deswegen besser vorher – außer Du bist entspannt genug, entweder die nächste Fähre zu nehmen oder eben “klassisch” in einer Kabine zu reisen.
Um auf dem richtigen Deck zu parken, bekommst Du mit dem Ticket ein „Open Deck“-Schild, das Du hinter die Windschutzscheibe klemmst. So können Dich die Einweiser an die richtige Stelle im Schiff dirigieren.
Ticketkauf
Das Ticket kaufst Du entweder vorher (im Reisebüro bzw. online) oder vor Ort am Fährhafen (im Passagierterminal) bzw. in einem der vielen Reisebüros, die auf den Hafen-Zubringerstraßen angesiedelt sind.
Ob vorher besorgen oder vor Ort kaufen: Im Prinzip hast Du die Wahl zwischen einem sicheren Fährplatz inklusive eventuellem Pünktlichkeitsstress oder Spontaneität mit eventueller Verzögerung bzw. zusätzlichern Übernachtung nahe dem Hafen, weil erst die nächste Fähre möglich ist. (In der Nebensaison habe ich bisher allerdings noch auf jeder Fähre einen Platz bekommen.)
Halte beim Ticketkauf nicht nur Deinen Ausweis bereit, sondern auch den Fahrzeugschein, denn der Preis für das Mobil richtet sich nach seinen Maßen.
Timing
Zwei Stunden vor genannter Abfahrtszeit hast Du Dein Ticket in der Hand, deinen Zielhafen als Pappschild in der Windschutzscheibe und fährst zur Hafeneinfahrt. Dort wird das Auto durchgecheckt (z. B. ob blinde Passagiere an Bord sind), Dein Ausweis kontrolliert und Dir Deine Reihe genannt, in die Du Dich einreihst. An manchen Häfen ist alles etwas unübersichtlich, aber keine Sorge, Du wirst an die richtige Stelle geleitet. Auch an den anderen Campern kann man sich gut orientieren.
Wenn Du aus Versehen oder zur Sicherheit zu früh dran bist – egal, denn außerhalb des Hafens gibt es immer Möglichkeiten, spazieren zu gehen oder Kaffee zu trinken, und innerhalb des Hafengeländes hast Du ja Dein eigenes Wohlfühl-Mobil mit Verpflegung dabei.
Einchecken
Irgendwann siehst Du Dein Schiff einlaufen. Du kannst gemütlich beim Anlegemanöver zusehen, denn es dauert ziemlich lange, bis die geladenen Autos und Lkws ausgespuckt sind und erst dann Deine Warteschlange an Bord gelassen wird.
Bleib ruhig und gelassen! Die Schiffsbesatzung wirkt hektisch und genervt, aber sie sind unsichere Fahrer gewohnt. Folge den anderen Autos zur großen Rampe, dort gibst Du das Ticket aus dem Fahrerfenster und folgst den Einweisern. Lass Dich nicht aus der Ruhe bringen, es kann nichts passieren, außer angepfiffen und angemotzt zu werden, aber Du bist ganz sicher nicht der Erste, der vielleicht etwas langsam ist! Und alle werden auf Dich warten! Lächeln hilft auch hier!
Wenn Dich der Einweiser zu nah an ein anderes Fahrzeug lotsen will – sei stur! Achte darauf, dass Du Platz genug hast, um Deine Türen zu öffnen! Er kennt das Problem und versteht, wenn Du (etwas) weiter weg bleibst.
Hast Du „Camping on board“ gebucht und stehst auf Deinem Dir zugewiesenen Platz: Handbremse rein und gemütlich machen! Das Stromkabel wird Dir kurz darauf von der Crew von der Deck-Decke gezogen (oder Du holst es Dir selbst), so dass Du es anstecken kannst. Ist Dein Mobil fertig geparkt, kannst Du an Deck gehen und mit einem Kaffee den Blick auf das verschwindende Land genießen.
An Bord
Alle Fährlinien bieten Restaurants und Bars an Bord – oft mit mittlerer Qualität und relativ teuer. Bei “Camping on board” hast Du das Glück, Dir selbst Deine Mahlzeiten zubereiten zu können – aber achte bitte darauf, dass der Betrieb der Gasanlage streng verboten ist. Auf manchen Fähren wird sogar kontrolliert, ob du den Gashahn an der Flasche zugedreht hast.
In der Kabine
Ohne „Camping on board“ musst Du Dich nach dem Parken Deines Mobils mit Handgepäck zur Rezeption des Schiffes begeben, wo Dir Deine Kabine zugewiesen wird. Es macht Sinn, bei der Einfahrt auf das Schiff die Tasche schon gepackt zu haben, denn Wohnmobile werden oft zuletzt aufgeladen (netterweise, denn so kommt man als Erstes von Bord) und damit steht die Abfahrt des Schiffes kurz bevor. Das bedeutet, dass Du aus Deinem Mobil schnellstmöglich draußen sein solltest, damit das Deck geschlossen werden kann. Viel Zeit bleibt also nicht zum Packen und die Crew ist diesbezüglich sehr unnachsichtig mit Verzögerungen. Denk genau nach, was Du in der Kabine brauchen wirst, denn das Deck wird bei der Überfahrt rigoros geschlossen bleiben – Du kannst also nichts mehr holen. Ein gutes Bett und ein Bad (sogar mit Dusche!) versüßen den Umstand, dass Du diese Nacht nicht im eigenen Mobil verbringen kannst.
„Camping on board“ ist natürlich meine bevorzugte Reiseart per Fähre (nichts geht über mein eigenes Bett im Franz), aber auch in Kabinen bin ich inzwischen mehrfach übers Meer geschippert und kann mich nicht beklagen: immer sauber und gepflegt und in den meisten Fällen sehr entspannte oder gar keine Zimmergenossinnen. (Bei Einzelreisenden wird nach Geschlechtern sortiert). Ich habe aber auch schon (auf der Fähre nach Albanien) die Nacht ohne Kabine verbracht: Auf dem Boden bzw. einer Bank (in der leeren Bar) lässt es sich (wenn man etwas härter im Nehmen und relativ unempfindlich gegenüber lauten Mitreisenden ist) eigentlich auch ganz gut schlafen.
In die Kabine brauchst Du keine Handtücher und kein Bettzeug mitnehmen. Ich denke immer an einen (USB-) Doppelstecker für die Steckdose (zum Aufladen diverser Geräte) und an eine kleine Taschenlampe (um beim Lesen die Zimmernachbarn nicht zu stören). Außerdem empfehle ich warme Klamotten für draußen/ nachts und rutsch- / wasserfeste Schuhe für den Spaziergang an Deck.
Extra-Tipps für eine gute Fahrt
Auch wenn Fähren selten richtig ins Schaukeln geraten: Viele (vor allem Kinder) werden schon bei leichten Schunkelbewegungen seekrank. Halte also eine Medizin gegen Reisekrankheit bereit.
In der oft ungewohnt lauten Nacht an Deck (Schiffsdiesel-Brummen, Knattern der Lkw-Kühlungen, vom Schaukeln ausgelöste Alarmanlagen von Pkws, schnarchende Nachbarn, die Wand an Wand parken …) werden dir Ohrstöpsel zu einem entspannten Schlaf verhelfen.
Sinnvoll ist es, immer genügend Wasserflaschen mitzunehmen: Wasser an Bord zu kaufen, ist sehr teuer — und das dortige Leitungswasser ist nicht trinkbar.
Auf hoher See ist das Internet weit weg. Auch wenn man sich das nicht vorstellen kann: Schon ein paar Kilometer von der Küste entfernt ist man völlig offline. Auf manchen Fähren kann man sich (natürlich ziemlich teure) Datenpässe kaufen. Deshalb ist es empfehlenswert, sich seine Playlist (oder Filme) vorher runterzuladen und sich anschließend über Unerreichbarkeit zu freuen.