
Kompliziert, aber machbar – die Papierkram Organisation für etwas fernere Reiseziele
Nach einigen Jahren Roadtrips im Van und auf Motorrad werden meine Ziele immer ferner. Und damit oft auch komplizierter, denn die Politik muss leider, leider immer noch mit Grenzen ihre Territorien abstecken. Das sorgt manchmal für absurd komplizerte Grenzübergänge, die meistens gar keinen Spaß machen. (Meine Erfahrungen beispielsweise mit den grimmigen Russen kannst Du hier lesen.) Und zu all den Stunden, die man an der Grenze verbringt, müssen auch noch die Dokumente wie Visum und / oder das Carnet de Passages vorliegen. Nervt – aber es lohnt sich, um Länder wie den Iran, Zentralasien etc mit dem eigenen Wohnmobil / Van entdecken zu können.
Meine Erfahrungen und Tipps zum Visum beantragen
Schon ein paar Mal musste ich für meine Roadtrips ein Visum beantragen. Ich brauchte es für Russland, Tadschikistan, Iran, Nepal… Bürokratie pur. Allerdings habe ich bis jetzt nur bessere Erfahrungen gemacht, als ich vorab befürchtet hatte.
Was kostet ein Visum per Agentur? – Beispiel Russland
Für mein Russland-Visum mit allem drum und dran habe ich (2023) über die Agentur beispielsweise 195 EUR gezahlt. Die Höhe der Kosten ist abhängig von:
» der gewünschten Gültigkeitsdauer: 30, 90 und 180 Tage sind auswählbar
» der Wahl der ein- oder zweimaligen Einreisemöglichkeit
» und der Schnelligkeit der Bearbeitung.
Du kannst Dich zwischen verschiedenen Bearbeitungsdauern entscheiden. Als Anhaltspunkt kostete das Russland-Visum im Juli 2023 für eine einmalige Einreise:
» 3 Stunden Superspeed-Bearbeitung kosten 295 EUR
» 3 Tage Bearbeitung kosten 255 EUR
» 5 Tage Bearbeitung kosten 235 EUR
» 7 Tage Bearbeitung kosten 180 EUR
» 10 Tage Bearbeitung kosten 160 EUR
» 15 Tage Bearbeitung kosten 150 EUR
Du füllst einfach nur das Grundformular aus und sendest das zusammen mit diesen Unterlagen (ausser dem Pass alles andere auch digital möglich) per Einwurfeinschreiben an die Agentur:
Benötigte Unterlagen für die Visum Beantragung
» Reisepass
Er muss nach dem festgelegtem Ausreisedatum noch mindestens 6 Monate Gültigkeit haben. Dazu muss er (für Visum und diverse Stempel) mehrere freie Seiten haben. (Der Pass muss an die Agentur oder Botschaft abgegeben werden, um das Visum eingeklebt zu bekommen)
» Passfoto
(biometrisch und nicht älter als 2 Jahre)
» Rückkehrwilligkeit & Einladung
Dies ist zum einen eine Bescheinigung, dass man in Deutschland einer festen Arbeit nachgeht oder sonstige Geldquellen bezieht bzw. einen Grund hat, ins Heimatland zurückzukehren. Und zum zweiten braucht man eine offizielle Einladung / Reisebestätigung eines russischen Reiseveranstalters (mit Angaben über die Reise, deren Ablauf und Informationen über die Reisenden). Diesen sehr nervigen Papierkram kann (gegen Extragebühr) ein beauftragte Agentur übernehmen (und damit für den Antragsteller die Haftung).
» fremdsprachige Krankenversicherungsbestätigung
Papier- oder eVisum
Inzwischen gibt es in manchen Ländern (z.B. Iran, Tadschikistan) die Variante eVisum. Der Vorteil ist, dass Du Deinen Reisepass nicht im Konsulat vorlegen musst, um den Eintrag zu bekommen, sondern alles digital läuft / laufen sollte.
Aber aufgepasst: Für den Iran musste ich trotz eVisum das ausgedruckte Blatt Papier mitführen, das ich im Konsulat (wo ich mich persönlich vorstellen musste) in die Hand gedrückt bekam. Also ganz “e” ist es offensichtlich (noch) nicht…

Meine Tipps zum Carnet de Passages für Deinen Roadtrip
Für meinen Roadtrip durch den Iran habe ich ein Carnet des Passage benötigt. Bei dem Gedanken an die Bürokratie zur Beantragung war ich vorab etwas genervt, aber es lief (beim ADAC München, Abteilung Grenzverkehr: danke nochmal!) alles wunderbar reibungslos und entspannt. Netterweise durfte ich mir das Carnet sogar persönlich abholen, weil ich etwas zu spät dran war…
Wo man ein Carnet de Passages benötigt
Die relativ einfache Beantragung ist ein Grund mehr, auch mal in carnetpflichtige Länder zu fahren. Dazu gehören zum Beispiel viele afrikanische Länder, der Irak, Iran, rund um Indien, Australien und ein paar Länder Südostasiens…
Was ist das Carnet de Passages?
Das Carnet ist ein amtliches Zolldokument für Dein Fahrzeug. Damit kannst Du es temporär ein- und wieder ausführen, ohne Steuern zahlen zu müssen. In manchen Ländern müssen bei der Einfuhr von Handelsware Zölle entrichtet werden. Und da Dein Kfz ja eine potenzielle Handelsware darstellt, wird mit dem Carnet dokumentiert, wann Du das Fahrzeug über die Grenze hinein und wieder hinaus fährst – und Dein Auto eben nicht verkauft hast.
Für die Ausstellung dieses Zolldokuments sind die großen Automobilclubs zuständig. Sie bürgen dafür, die anfallenden Zollgebühren zu übernehmen, falls Dein Fahrzeug nicht wieder ausgeführt wird. D.h. im Falle von Diebstahl, Totalschaden oder Verspätung wird der Bürge (z.B. ADAC) dem Land die geforderte Summe zahlen.
Wo kann man das Carnet de Passages kaufen?
Deutschland
ADAC
Ich habe es über den ADAC (meinem Lieblingsverein) in München bestellt und (aus Zeitgründen) persönlich abgeholt:
www.adac.de
Hier kostet es 200 EUR für Mitglieder / 300 EUR für Nichtmitglieder
AvD
Du kannst das Carnet auch beim AvD in Frankfurt kaufen:
www.avd.de
Österreich
ÖAMTC
www.oeamtc.at
Schweiz
TOURING CLUB SCHWEIZ
www.tcs.ch
Eine Kaution als Sicherheitsleistung hinterlegen
Damit der Automobilclub als Dein Bürge eine Sicherheit hat, muss der Kfz-Eigentümer eine Kaution leisten. Diese kann auf das Konto des Clubs überwiesen oder als eine Bankbürgschaft hinterlegt werden. Man bekommt sie in voller Höhe zurück, sobald das Auto im Heimatland vom Zoll registriert wurde.
Höhe der Kaution für das Carnet
Je nach Land ist die Höhe der Kaution unterschiedlich, grundsätzlich ist sie aber abhängig vom Zeitwert des Kfz. Den Zeitwert kannst Du selbst schätzen, denn in der Regel kontrolliert die Zollbehörde den Schätzwert nicht. In meinem Fall war mein Buchanka quasi ein Neuwagen (ersichtlich anhand der Fahrzeugpapiere), also musste ich den Kaufvertrag vorlegen und konnte den Zeitwert nicht für die darunter liegende Stufe angeben.
Um die Sache zu verkomplizieren, gibt es drei Kategorien von Ländergruppen, deren Kautionshöhe differiert. Ich zum Beispiel bin für mein Auto mit dem Zeitwert 30.000 EUR beim ADAC in die Stufe „Zeitwert 25.001 bis 50.000“ gefallen, musste für den Iran eine Kaution von 30.000 hinterlegen. In Australien wären beispielsweise nur 7.500 EUR fällig gewesen. Die Clubs bieten die aktuellen Kostentabellen zum Download an.

Antrag für das Carnet de Passage stellen
Das Carnet war easy und unkompliziert zu beantragen. Maximal 8 Wochen vor der Reise brauchst / darfst Du Dich um dieses Dokument kümmern. Die Unterlagen für den Antrag werden geschickt oder können runtergeladen werden.
Wichtig zu beachten: Das Carnet de Passages wird nur auf den Fahrzeughalter ausgestellt! Dieser ist für das Fahrzeug verantwortlich – das Carnet kann nicht übertragen werden.
Mit den Kopien von Reisepass und Fahrzeugschein sendet man den ausgefüllten Antrag an den ADAC, kümmert sich um die Bereitstellung der Kaution und bekommt in etwa 14 Tagen das gelbe Carnet-Heft zurückgeschickt.
Gültigkeitsdauer des Carnet
Dieses Zolldokument ist (ab Ausstellungsdatum) ein Jahr gültig. In diesem Zeitraum kann es beliebig oft zur Ein- und Ausreise in verschiedenen Ländern benutzt werden. Allerdings umfasst das Heft „nur“ 25 Blätter, wobei eins pro Grenze gebraucht wird.
Brauchst Du mehr Blätter oder bist länger unterwegs, kann von unterwegs auch online ein Anschluss-Carnet beantragt werden. Die Kaution bleibt dann weiterhin gültig. Eine weltweite Zustellung erfolgt problemlos mit dem Dokumentenversand von DHL oder UPS.
Wie das Heft an der Grenze benutzt wird
Im Prinzip ist das Carnet eine Art Abreißblock. Jede Seite hat drei Abschnitte, die von unten nach oben benutzt werden:
» Oben = bleibt im Heft für den Zoll im Heimatland – mit linker Seitenhälfte: Einreise-Stempel, und rechter Seitenhälfte: Ausreise-Stempel
» Mitte: Ausreise-Stempel = Abschnitt bleibt beim Zoll / an der Grenze
» Unten: Einreise-Stempel = Abschnitt bleibt beim Zoll / an der Grenze
In der Regel kennen sich die Zollbeamten gut damit aus. (Dies ist jedenfalls einer der Gründe, lieber über touristisch intensiv genutzte Grenzen zu fahren!) Trotzdem sollte man unbedingt kontrollieren, ob alles richtig gestempelt wurde. Sofort reklamieren und auf der nächsten Seite nochmal anlegen – die Diskussionen mit den Ausreisebehörden möchtest Du nicht führen!
Wie bekommt man die Kaution zurück?
Bist Du mit Deinem Kfz wieder zurück in Deinem Heimatland, muss das Fahrzeug dem Zoll vorgeführt werden. Die Fahrgestellnummer wird kontrolliert, das abschließende Dokument im Carnet Heft ausgefüllt und dann die Kaution zurück überwiesen. Zuverlässig und rasch.